TOMORROW IS ALWAYS TOO LONG | FILM (UK)

Tomorrow Is Always Too Long

Tomorrow Is Always Too Long | Film / 19:20 – 21:00

Kaum ein Künstler widmet sich mit derartiger Leidenschaft der Pop-Kultur wie der Brite Phil Collins. Bereits für den renommierten Turner Prize nominiert und u.a. im Museum Ludwig zu Köln zu sehen, hat Collins die Wirkung von Video und Musik zwischen Großbritannien, dem Irak, Palästina und Indonesien untersucht. Bei Pop-Kultur zeigt er nun seinen Film »Tomorrow Is Always Too Long«, der als Auftragsarbeit der Glasgower The Common Guild – mit Unterstützung des Goethe-Institut Glasgow – entstand. Collins hat über die Dauer von einem Jahr mit unterschiedlichen Protagonisten sechs Songs der Musikerin Cate Le Bon zu einem einzigartigen Zyklus des Lebens umgearbeitet. Barry Burns von Mogwai wiederum steuerte den ergreifenden Soundtrack bei. Collins, der im Rahmen des Festivals auch einen Talk mit Jon Savage moderiert, steht im Anschluss für eine Q&A Session bereit.

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HENDRIK OTREMBA (DE) / RICHARD HELL (US)

Hendrik Otremba

Foto: Dirk Elsing

Hendrik Otremba / 21:40 – 22:20

Wenn einer seine Liedtexte derart kunstfertig mit Literaturreferenzen spickt, wenn er nebenbei sich nicht nur als Musiker, sondern auch als Maler und Kulturjournalist verdingt, dann liegt es auf der Hand, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Da wartet noch mehr. Hendrik Otremba hat als Sänger und Texter der Gruppe Messer bereits zwei durch die Bank weg von der Kritik geschätzte Alben veröffentlicht. Auf ihnen jagt Otremba die Schatten seiner Seele und des menschlichen Daseins mit den Feuern der Poesie, steigt hinab in Traumwelten und Erinnerungen. Jetzt folgt Otrembas Debütroman »Über uns der Schaum«, aus dem er erstmals überhaupt und live begleitet von dem Noise-Musiker Raune lesen wird.

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Richard Hell

Richard Hell / 22:40 – 23:20

Mit 17 komplett mittellos von Kentucky ausgewandert, wurde Richard Hell in New York nicht nur zu einer der Hauptpersonen in der sich gerade formierenden Punk-Szene rund um das CBGB, sondern nicht weniger als eine Ikone der »Blank Generation«, so der treffliche Titel seines legendären Albums. Hell war Gründungsmitglied der Bands Television, The Heartbreakers sowie, natürlich, von Richard Hell & the Voidoids. 1984 beendete er seine Musikerkarriere, um als Journalist u.a. für Spin, New York Times und Esquire zu arbeiten. Auf seinen ersten Roman »Go Now« anno 1996, folgte ein weiterer namens »Godlike« sowie zwei Essay-Lyrics-Tagebuch-Sammelungen. Jetzt hat der Nimmermüde mit »I Dreamed I Was a Very Clean Tramp« seine serpentinenreiche Biografie niedergeschrieben, während er bereits am nächsten Roman arbeitet und einen musikalischen Tribut an seinen verstorbenden Mitmusiker Robert Quinne aufgenommen hat. An diesem Abend wird Hell himself nun diverse Auszüge aus seinem mannigfaltigen Schaffen präsentieren.

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RYAN MAHAN (ALGIERS) (US) & JOSH HALL (UK) / MATTHEW HERBERT (UK)

Algiers

Ryan Mahan (Algiers) & Josh Hall / 21:40 – 22:20

„Horror und Noise als Fortsetzung kolonialistischen Schweigens“

Horror-Motive dienen schon lange dazu, eine Reihe ideologischer Repressionen zu externalisieren, die dem neoliberalen Projekt immanent sind: die weiße Opferrolle, die ökologische Katastrophe, und der Erosion der klassischen Familie, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Während diese Arbeiten zu Teilen, wie im Falle von George A. Romeros »… of the Dead«-Reihe oder John Carpenters »Sie leben«, aufschlussreiche Kritiken an allem zwischen strukturellem Rassismus und Konsumkapitalismus anbieten, induziert Horror auch einen zum Schweigen bringenden Impuls in Bezug auf viele der fundamentalen Schrecken unserer Zeit: Kapitalismus und Neo-Kolonialismus. In diesem Talk erforschen Ryan Mahan, Bassist der bewusstseinsverändernden Band Algiers, und Journalist Josh Hall dieses Vorgehen anhand der genretypischen musikalischen Ausdrücke und stellen die Frage: Kann man den Klang der Enteignung benennen? Hören Sie besser genau zu!

Moderation: Josh Hall: Twitter

Matthew Herbert

Matthew Herbert / 22.40 – 23.20

Er diskutierte, legte auf, spielte live mit seiner Band und gab einen sehr lehrreichen Workshop: Matthew Herbert bot auf dem letztjährigen Pop-Kultur Festival eine 360°-Performance dar. Bei einem wie Herbert ist die Geschichte allerdings nie auserzählt, weshalb er 2016 – nachdem er zuletzt mit Platten aus Gemüse und Zucker gedeejayt hat – erneut samt neuer Musik auf Albenlänge zu uns zurückkehrt. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, in besonderer Form: »The Music« erscheint nicht als Tonträger, sondern vielmehr als neuronale Toninduktion. Herbert hat das Album als Buch geschrieben, aus dem er in einer absoluten Premiere vortragen wird. Es ist eine überaus anregende Erzählung über ein Gefüge einzelner Klänge, die Sie sich selber im Kopf zusammensetzen werden müssen.

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FATIMA AL QADIRI (KW) & JULIANA HUXTABLE (US) / FREAKS, CYBORGS, PROTOTYPES (DE)

Fatima Al Qadiri

Juliana Huxtable

Fatima Al Qadiri / Juliana Huxtable 18:30 – 19:10

„Der Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik“

Was ist Musik in der Abwesenheit von Stimme und Text? Und was ist sie mit den beiden? Die beiden Universalkünstlerinnen Fatima Al Qadiri und Juliana Huxtable haben dazu unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Al Qadiri, die Produzentin, DJ und bildende Künstlerin, hat sich in ihren Arbeiten bereits mit religiösen islamischen Gesängen auseinander gesetzt, ist Teil der Gruppe Future Brown und hat auf ihrem letzten Album rein instrumental die Erfahrungen von Polizeigewalt und institutionalisiertem Rassismus vertont. Huxtable, ihres Zeichens Dichterin, DJ, Künstlerin, Veranstalterin und Model, setzt ihre Gedichte auch immer wieder in ihren Sets ein. Für den Soundtrack der diesjährigen Berlin Biennale haben die beiden erstmals zusammengearbeitet. Nun füllen die beiden viel Bewandten in diesem Talk den Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik.

Fatima Al Qadiri: Website

Juliana Huxtable: Twitter

Graf Fidi (Foto: Graf Fidi), Kassandra Wessel (Foto: Nicolas Priso), Dr. Heike Raab, Enno Park (Foto: Doris Spiekermann-Klaas)

Freaks, Cyborgs, Prototypes / 19:20 – 20:00

„Über Popkultur und Behinderung“

Menschen sind nicht behindert. Sie werden behindert. Und spätestens seit den sportlichen Erfolgen von Oscar Pistorius und Markus Rehm samt ihrer Unterschenkel-Blades ist Behinderung nicht mehr nur Thema von Fürsorge und Minderheitenpolitik. Technologie und Stardom, Labor und Glamour, Futurismus und Transhumanismus – die Wahrnehmung von Behinderungen wird popkulturell. Die unterschenkel-amputierte Popmusikerin Viktoria Modesta nennt sich etwa Bionic Pop Artist. Ihre Prothesen sind keine unauffälligen Gehhilfen mehr, sondern leuchtende Designstücke zwischen Kunst und Hightech. Was folgt, wenn Behinderung Teil eines futuristischen Pop-Diskurses wird? Wenn behinderte Menschen als Cyborgs oder Vorreiter von Human Enhancement zu sehen sind?

Welches emanzipative Potential steckt in dieser Art der Repräsentation? Und inwieweit vernebelt sie die Realität, in der Barrierefreiheit, Teilhabe und eine wirkliche Inklusion noch immer zäh erkämpft werden müssen?

Graf Fidi (MC): Website

Dr. Heike Raab: Soziologin / Disability Studies

Enno Park: Vorsitzender Cyborg e. V.

Kassandra Wedel: Tänzerin (Website)

Dieser Talk findet in deutscher Sprache statt und wird simultan auch für Gehörlose übersetzt.


TOBIAS BAMBORSCHKE & KATHRIN WEßLING & ANDREAS MÜLLER (DE) / COLIN NEWMAN & WYNDHAM WALLACE & RONALD LIPPOK (UK/DE)

Kathrin Weßling (Foto: Yelda Yilmaz), Tobias Bamborschke (Foto: Noel Richter), Andreas Müller (Foto: Radioeins)

Pop & Depression / 21:40 – 22:20

Depressionen haben große Pop-Musik befeuert – und fast immer die von ihr befallenen Künstlerinnen und Künstler dabei zerstört. Robert Johnson, Hank Williams, John Lennon, Jimi Hendrix, Ian Curtis, Kurt Cobain, Amy Winehouse, Mark Oliver Everett … Die Liste der Großen, die davon ein Lied siegen konnten und gesungen haben ist lang. Der Schwarze Hund quälte sie, inspirierte sie aber auch zu packenden eindringlichen Geschichten. Doch wie legt man den Hund an die Leine? Wie sehen wir die Musikerin als Patientin und von welchen Geschichten reden wir überhaupt? Darüber sprechen Tobias Bamborschke, Sänger und Texter der Band Isolation Berlin, und die Autorin und Journalistin Kathrin Weßling (»Drüberleben«, »Morgen ist es vorbei«) mit dem  Radiomoderator und -Redakteur Andreas Müller (Deutschlandradio Kultur/ radioeins).

Tobias Bamborschke: Isolation Berlin

Kathrin Weßling: Website

Andreas Müller: Deutschlandradio Kultur / Radioeins

Colin Newman

Foto: Owen Richards

Ronald Lippok

Foto: Christoph Voy

Let’s talk about Kraut! / 22.40 – 23.20

Gespräch mit Colin Newman & Wyndham Wallace & Ronald Lippok

Noel Gallagher von Oasis liebt Neu!, Herbert Grönemeyer singt mit Gang of Four: Mit dem Aufkommen von Krautrock, Postpunk, elektronischer Musik und später Postrock etablierte sich eine musikalische Wechselbeziehung zwischen Großbritannien und Deutschland, die bis heute nachwirkt. Ideen aus dem jeweils anderen Land wurden begeistert aufgegriffen, verstärkt und wieder zurückgeworfen. In Zeiten der Brexit-Diskussion sprechen nun zwei Beteiligte über den britisch-deutschen Musikaustausch: Colin Newman und Ronald Lippok. Newman war als Texter, Sänger und musikalisch äußerst wagemutiger Gitarrist nicht ganz unschuldig, dass die Postpunk-Band Wire zu den ästhetisch-konsequentesten und aufregendsten Gruppen der späten 70er gehörte. Außerdem ist er u.a. Mitglied bei Immersion. Lippok wiederum zählte mit seinem Bruder Robert als Ornament & Verbrechen zum Ostberliner-Avantgarde-Untergrund der Vorwendezeit, später ging daraus die wegweisende Post-Rock-Band to rococo rot hervor. Zudem ist Lippok, der Newman Mitte der 90er kennenlernte, Teil des Duos Tarwater.
Moderiert wird das Gespräch von dem britischen Journalisten Wyndham Wallace. Nachdem er acht Jahre lang das britische Büro des City Slang Labels geführt hatte, zog Wallace 2004 nach Berlin und schreibt heute u.a. für The Quietus, den Guardian und die BBC.

Colin Newman Webseite / Colin Newman Facebook

Wyndham Wallace Website

Ronald Lippok Galerie


JOHN ROBERTS (US)

John Roberts

Foto: Palomino Print

John Roberts / 00:20 – 01:20

Sein Album »Glass Eights« gehört zum absoluten Kerninventar neuerer elektronischer Musik. Die Augen und Ohren der geschätzten Hörerschaft wurden jedenfalls groß, als der US-Amerikaner John Roberts damit vor sechs Jahren beim Hamburger Label dial. debütierte. Bis heute beherrscht Roberts dabei die hohe Kunst, luftige Tanzflächenfüller und akustische Kopfkinoprojektoren gleichermaßen aus dem Ärmel zu schütteln. Und weil derart talentierte Menschen meist mehr als eine Leidenschaft haben, gibt er mit dem immer wieder hochkarätig besetzten und intelligent getexteten Travel Almanac – laut Selbstbeschreibung – auch die »first true post-tourism publication« heraus. Nun kehrt John Roberts allerdings nicht vom Schreibtisch, sondern aus dem Studio zurück und präsentiert erstmals als Uraufführung sein neuestes Werk, für das er zu einer Serie von begleitenden Kurzfilmen in den Kinosaal bittet. Augen und Ohren aufgesperrt!

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