Talk

SIMI WILL SHOW (DE)




Die Simi Will Show: Pop-Kultur Spezial/ 22:30- 00:00

Ob Idil »Jilet Ayse« Baydar, Harald Martenstein, Christiane Rösinger: Bei Simi Will nehmen regelmäßig interessante prominente Gäste im Neuköllner Valentin Stüberl platz. Hier, in der bayrischen Bastion an der Donaustraße, rückt ihnen die schlagfertige Moderatorin beherzt auf die Pelle. Die hiesigen TV-Sender übertragen ihre Kiezkneipentalkshow live und Simi Will selbst nennt ihr Format zwischen Schnaps und Geweih (zu Recht) »nachhaltiges Fernsehen«. Zum Thema »Wer süchtelt, der findet – über den Zusammenhang von Sucht und Ordnung« wagt sie sich nun gemeinsam mit ihren Gästen – der »Tatort«-Kommisarin Eva Löbau und dem Blogger Christian Brandes (Schlecky Silberstein) – ins Prachtwerk. Die Musik kommt live von Sedlmeir – Deutschlands härtesten Schlagersänger, schmierigsten Liedermacher und schönsten Punk. Der Pop-Kultur-Spezialtalk wird von ALEX Berlin live übertragen wird, sollte noch besser aber vor Ort erlebt werden. Da kann man dann auch der Verwandtschaft in München und Münster zuwinken.

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TOMORROW IS ALWAYS TOO LONG | FILM (UK)

Tomorrow Is Always Too Long

Tomorrow Is Always Too Long | Film / 19:20 – 21:00

Kaum ein Künstler widmet sich mit derartiger Leidenschaft der Pop-Kultur wie der Brite Phil Collins. Bereits für den renommierten Turner Prize nominiert und u.a. im Museum Ludwig zu Köln zu sehen, hat Collins die Wirkung von Video und Musik zwischen Großbritannien, dem Irak, Palästina und Indonesien untersucht. Bei Pop-Kultur zeigt er nun seinen Film »Tomorrow Is Always Too Long«, der als Auftragsarbeit der Glasgower The Common Guild – mit Unterstützung des Goethe-Institut Glasgow – entstand. Collins hat über die Dauer von einem Jahr mit unterschiedlichen Protagonisten sechs Songs der Musikerin Cate Le Bon zu einem einzigartigen Zyklus des Lebens umgearbeitet. Barry Burns von Mogwai wiederum steuerte den ergreifenden Soundtrack bei. Collins, der im Rahmen des Festivals auch einen Talk mit Jon Savage moderiert, steht im Anschluss für eine Q&A Session bereit.

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JENS BALZER (DE) / JENNI ZYLKA (DE)

Foto: Sven Marquardt

Jens Balzer & Jenni Zylka / 17:40 – 18:30

Dass Feuilletonberichterstattung gewitzt und humorvoll sein kann, beweist Jens Balzer als Autor seit Jahren. Seine höchste Kunst ist die Kritik. Da der stellvertretende Ressortleiter im Feuilleton der Berliner Zeitung, Dozent für Popkritik und Kolumnist des Rolling Stone sich dabei auch gerne mal lustvoll in pointierten Neologismen und Fachbezeichnungen ergeht, wurde neulich sogar ein Schreibwettbewerb für die beste Balzer-Nachahmung ausgerufen. Mit seinem neuem Buch »POP« wagt er sich nun an das wahnwitzige Projekt eines »Panoramas der Gegenwart – von Helene Fischer bis zu Sunn O)))«. Und da geht es gehörig zur Sache.

Gemeinsam mit Co-Pop-Expertin, Journalistin und Radiomoderatorin Jenni Zylka (taz, Tagesspiegel, ZEIT) ergründet Balzer nun die Sonnen- und Schattenseiten der Pop-Musik auf unserer Bühne.

Moderation: Jenni Zylka (Website)


RYAN MAHAN (ALGIERS) (US) & JOSH HALL (UK) / MATTHEW HERBERT (UK)

Algiers

Ryan Mahan (Algiers) & Josh Hall / 21:40 – 22:20

„Horror und Noise als Fortsetzung kolonialistischen Schweigens“

Horror-Motive dienen schon lange dazu, eine Reihe ideologischer Repressionen zu externalisieren, die dem neoliberalen Projekt immanent sind: die weiße Opferrolle, die ökologische Katastrophe, und der Erosion der klassischen Familie, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Während diese Arbeiten zu Teilen, wie im Falle von George A. Romeros »… of the Dead«-Reihe oder John Carpenters »Sie leben«, aufschlussreiche Kritiken an allem zwischen strukturellem Rassismus und Konsumkapitalismus anbieten, induziert Horror auch einen zum Schweigen bringenden Impuls in Bezug auf viele der fundamentalen Schrecken unserer Zeit: Kapitalismus und Neo-Kolonialismus. In diesem Talk erforschen Ryan Mahan, Bassist der bewusstseinsverändernden Band Algiers, und Journalist Josh Hall dieses Vorgehen anhand der genretypischen musikalischen Ausdrücke und stellen die Frage: Kann man den Klang der Enteignung benennen? Hören Sie besser genau zu!

Moderation: Josh Hall: Twitter

Matthew Herbert

Matthew Herbert / 22.40 – 23.20

Er diskutierte, legte auf, spielte live mit seiner Band und gab einen sehr lehrreichen Workshop: Matthew Herbert bot auf dem letztjährigen Pop-Kultur Festival eine 360°-Performance dar. Bei einem wie Herbert ist die Geschichte allerdings nie auserzählt, weshalb er 2016 – nachdem er zuletzt mit Platten aus Gemüse und Zucker gedeejayt hat – erneut samt neuer Musik auf Albenlänge zu uns zurückkehrt. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, in besonderer Form: »The Music« erscheint nicht als Tonträger, sondern vielmehr als neuronale Toninduktion. Herbert hat das Album als Buch geschrieben, aus dem er in einer absoluten Premiere vortragen wird. Es ist eine überaus anregende Erzählung über ein Gefüge einzelner Klänge, die Sie sich selber im Kopf zusammensetzen werden müssen.

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FATIMA AL QADIRI (KW) & JULIANA HUXTABLE (US) / FREAKS, CYBORGS, PROTOTYPES (DE)

Fatima Al Qadiri

Juliana Huxtable

Fatima Al Qadiri / Juliana Huxtable 18:30 – 19:10

„Der Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik“

Was ist Musik in der Abwesenheit von Stimme und Text? Und was ist sie mit den beiden? Die beiden Universalkünstlerinnen Fatima Al Qadiri und Juliana Huxtable haben dazu unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Al Qadiri, die Produzentin, DJ und bildende Künstlerin, hat sich in ihren Arbeiten bereits mit religiösen islamischen Gesängen auseinander gesetzt, ist Teil der Gruppe Future Brown und hat auf ihrem letzten Album rein instrumental die Erfahrungen von Polizeigewalt und institutionalisiertem Rassismus vertont. Huxtable, ihres Zeichens Dichterin, DJ, Künstlerin, Veranstalterin und Model, setzt ihre Gedichte auch immer wieder in ihren Sets ein. Für den Soundtrack der diesjährigen Berlin Biennale haben die beiden erstmals zusammengearbeitet. Nun füllen die beiden viel Bewandten in diesem Talk den Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik.

Fatima Al Qadiri: Website

Juliana Huxtable: Twitter

Graf Fidi (Foto: Graf Fidi), Kassandra Wessel (Foto: Nicolas Priso), Dr. Heike Raab, Enno Park (Foto: Doris Spiekermann-Klaas)

Freaks, Cyborgs, Prototypes / 19:20 – 20:00

„Über Popkultur und Behinderung“

Menschen sind nicht behindert. Sie werden behindert. Und spätestens seit den sportlichen Erfolgen von Oscar Pistorius und Markus Rehm samt ihrer Unterschenkel-Blades ist Behinderung nicht mehr nur Thema von Fürsorge und Minderheitenpolitik. Technologie und Stardom, Labor und Glamour, Futurismus und Transhumanismus – die Wahrnehmung von Behinderungen wird popkulturell. Die unterschenkel-amputierte Popmusikerin Viktoria Modesta nennt sich etwa Bionic Pop Artist. Ihre Prothesen sind keine unauffälligen Gehhilfen mehr, sondern leuchtende Designstücke zwischen Kunst und Hightech. Was folgt, wenn Behinderung Teil eines futuristischen Pop-Diskurses wird? Wenn behinderte Menschen als Cyborgs oder Vorreiter von Human Enhancement zu sehen sind?

Welches emanzipative Potential steckt in dieser Art der Repräsentation? Und inwieweit vernebelt sie die Realität, in der Barrierefreiheit, Teilhabe und eine wirkliche Inklusion noch immer zäh erkämpft werden müssen?

Graf Fidi (MC): Website

Dr. Heike Raab: Soziologin / Disability Studies

Enno Park: Vorsitzender Cyborg e. V.

Kassandra Wedel: Tänzerin (Website)

Dieser Talk findet in deutscher Sprache statt und wird simultan auch für Gehörlose übersetzt.


MARK FARROW (UK) / SCOTT KING (UK)

Mark Farrow
Foto: Elliot Kennedy

Scott King
Still aus „Kurt’s Lighter“

Mark Farrow / Moderator: Scott King / 17.40 – 18.30

Musik an sich ist ja schön und gut, aber erst ihre Verpackung, ihre Verbindung zu Ideen, Identitäten und Bilderwelten macht sie zu Pop. Das weiß nicht nur Diedrich Diederichsen, das wissen auch Mark Farrow und Scott King. Farrow wurde mal von einer unbestechlichen Fachjury als der »beste aktuell tätige Grafikdesigner« geadelt. Er war für die Poster des legendären Clubs Haçienda in Manchester verantwortlich und hat mit den Pet Shop Boys, Kylie und Marken wie Camper gearbeitet. Farrows Kollege Scott war Art Director des stilprägenden Magazins i-D Magazins und hat für Morrissey, Suicide und auch die Pet Shop Boys gestaltet. Derzeit ist er Professor of Visual Communication an der Londoner University of the Arts. Außerdem hat King das grafische Erscheinungsbild dieses Festivals entworfen. Die beiden Briten treffen nun für ein Gespräch über Grafikdesign und Gestaltung im Pop aufeinander.

Mark Farrow: Webseite / Twitter / Instagram
Scott King: Webseite / Twitter / Instagram


TOBIAS BAMBORSCHKE & KATHRIN WEßLING & ANDREAS MÜLLER (DE) / COLIN NEWMAN & WYNDHAM WALLACE & RONALD LIPPOK (UK/DE)

Kathrin Weßling (Foto: Yelda Yilmaz), Tobias Bamborschke (Foto: Noel Richter), Andreas Müller (Foto: Radioeins)

Pop & Depression / 21:40 – 22:20

Depressionen haben große Pop-Musik befeuert – und fast immer die von ihr befallenen Künstlerinnen und Künstler dabei zerstört. Robert Johnson, Hank Williams, John Lennon, Jimi Hendrix, Ian Curtis, Kurt Cobain, Amy Winehouse, Mark Oliver Everett … Die Liste der Großen, die davon ein Lied siegen konnten und gesungen haben ist lang. Der Schwarze Hund quälte sie, inspirierte sie aber auch zu packenden eindringlichen Geschichten. Doch wie legt man den Hund an die Leine? Wie sehen wir die Musikerin als Patientin und von welchen Geschichten reden wir überhaupt? Darüber sprechen Tobias Bamborschke, Sänger und Texter der Band Isolation Berlin, und die Autorin und Journalistin Kathrin Weßling (»Drüberleben«, »Morgen ist es vorbei«) mit dem  Radiomoderator und -Redakteur Andreas Müller (Deutschlandradio Kultur/ radioeins).

Tobias Bamborschke: Isolation Berlin

Kathrin Weßling: Website

Andreas Müller: Deutschlandradio Kultur / Radioeins

Colin Newman

Foto: Owen Richards

Ronald Lippok

Foto: Christoph Voy

Let’s talk about Kraut! / 22.40 – 23.20

Gespräch mit Colin Newman & Wyndham Wallace & Ronald Lippok

Noel Gallagher von Oasis liebt Neu!, Herbert Grönemeyer singt mit Gang of Four: Mit dem Aufkommen von Krautrock, Postpunk, elektronischer Musik und später Postrock etablierte sich eine musikalische Wechselbeziehung zwischen Großbritannien und Deutschland, die bis heute nachwirkt. Ideen aus dem jeweils anderen Land wurden begeistert aufgegriffen, verstärkt und wieder zurückgeworfen. In Zeiten der Brexit-Diskussion sprechen nun zwei Beteiligte über den britisch-deutschen Musikaustausch: Colin Newman und Ronald Lippok. Newman war als Texter, Sänger und musikalisch äußerst wagemutiger Gitarrist nicht ganz unschuldig, dass die Postpunk-Band Wire zu den ästhetisch-konsequentesten und aufregendsten Gruppen der späten 70er gehörte. Außerdem ist er u.a. Mitglied bei Immersion. Lippok wiederum zählte mit seinem Bruder Robert als Ornament & Verbrechen zum Ostberliner-Avantgarde-Untergrund der Vorwendezeit, später ging daraus die wegweisende Post-Rock-Band to rococo rot hervor. Zudem ist Lippok, der Newman Mitte der 90er kennenlernte, Teil des Duos Tarwater.
Moderiert wird das Gespräch von dem britischen Journalisten Wyndham Wallace. Nachdem er acht Jahre lang das britische Büro des City Slang Labels geführt hatte, zog Wallace 2004 nach Berlin und schreibt heute u.a. für The Quietus, den Guardian und die BBC.

Colin Newman Webseite / Colin Newman Facebook

Wyndham Wallace Website

Ronald Lippok Galerie


LIARS (US) & JEREMY PHILLIPS (US) / 1/1 | FILM (US)

Liars Foto: Scott Winter

Liars  & Jeremy Phillips / 18.30 – 19.20

Seit dem Jahr 2004 hat das Trio Liars, das nur bei Pop-Kultur als Duo, bestehend aus Angus Andrew und Aaron Hemphill, auftreten wird, ein besonderes Verhältnis zu Berlin: Damals nahmen Liars ihr drittes, von der Kritik später gefeiertes Album »Drum’s Not Dead« in der Stadt auf, in die sie seit jeher oft zurückgekehrt sind und die sie, im Falle von Aaron Hemphill nun sogar zu ihrem Hauptwohnsitz auserkoren haben. Da die Beziehung zwischen Band und Ort bis heute eine besonders intensive geblieben ist, stellen Liars ihren ersten Soundtrack für den Film »1/1« von Regisseur und Autor Jeremy Phillips erstmals in Berlin vor. Vor der Weltpremiere von Werk und Musik (Letztere am Festivaldonnerstag) geben Phillips, Andrew und Hemphill in diesem Talk allerdings noch Auskunft über das Zustandekommen des Werks sowie ihre Perspektive auf Film und Musik. Wer die Heftigkeit und Wandlungsfähigkeit von Letzterer im Schaffen von Liars kennt, der dürfte nun mehr als gespannt sein.

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1/1 | Film / 19:20-20:40

Lissa ist 20 und lebt auf dem Land in Pennsylvania, USA. Lissa findet das scheiße, also versucht sie sich mit Sex und Drogen abzulenken. Doch dann stirbt ihr Vater und die junge Frau erkennt die Sackgasse, die ihr Leben genommen hat. Der Weg zurück zu Liebe und Hoffnung führt allerdings nur über die Versöhnung mit der eigenen Mutter. »1/1« ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Jeremy Phillips, für den die Musikgruppe Liars erstmals einen Soundtrack aufgenommen hat. Zusätzlich zu dieser Weltpremiere des Films wird die Band die begleitende Musik am Festivaldonnerstag auch live uraufführen.


JON SAVAGE (UK) / MODERATOR: PHIL COLLINS (UK)

Jon Savage
Foto: Andy Knowles

Jon Savage / Moderator: Phil Collins / 17:40 – 18:30

Als der Punk über Großbritannien hereinbrach, war der Musikjournalist Jon Savage einer seiner passioniertesten Chronisten. Der heutige Experte für Pop- und Jugendkultur verfolgte damals mit seinem eigenen Fanzine London’s Outrage und später für Sounds haargenau die Szene. Sein später erschienenes Buch »England’s Dreaming« über die Geschichte der Sex Pistols ist nichts weniger als eine Pflichtlektüre für jede Annäherung an das England der 70er. Nicht weniger lesenswert sind die beiden Savage-Werke »Teenage: The Prehistory of Youth Culture« und, das allerjüngste, »1966«, das er bei Pop-Kultur im Gespräch mit dem englischen Video-Künstler Phil Collins vorstellen wird.

Der Talk findet in englischer Sprache statt.

Jon Savage: Verlag

Phil Collins: Galerie


Pop-Kultur 2016