Mule & Man
Mule & Man / 22:00 – 22:40 / SchwuZ Kathedrale
Der Diktator hat jetzt einen Mitdiktator! Tobias Jundt hat sich als ebenso sympathisch-chaotischer wie »strenger« Vorsteher der eskapistischen Krawallbande Bonaparte einen Namen gemacht. Jose Antonio Garcia Soler wiederum arbeitet als DJ, Produzent und Musiker nicht nur für bzw. mit dem Rapper Marteria bzw. dessen Alien-Klon Marsimoto, sondern sorgte auch unter dem Namen Kid Simius bereits selbst für Aufsehen. Nun kreuzen die beiden die musikalischen Schwerter und ziehen gegen die Windmühlen der Langeweile gemeinsam in den Kampf. Als Mule & Man kitzeln sie schönste Electronica aus ihren Geräten und Instrumenten. Während Pop-Kultur kommt es zur Uraufführung des so entstandenen Albums. Lassen Sie sich eins gesagt sein: Bei den beiden haben Sie ohnehin keine andere Wahl!
Ryan Vail
Ryan Vail / 22:20 – 23:00 / SchwuZ Salon
Vor 90 Jahren, da nahm die Geschichte hinter Ryan Vails Solodebütalbum ihren Anfang. Damals wurde jenes Klavier in England gebaut und nach Nordirland verschifft, auf dem der Mann aus Derry nach der Restaurierung des Instruments seine neuen Kompositionen geschrieben hat. Vail hatte sich so ein weiteres Möglichkeitsfeld eröffnet – neben seinen alten Analogsynthesizern, die nun einen akustischen Gegenspieler bekommen haben. Die Dynamik und Intimität eines typischen Vail-Konzerts kommt dabei der eines Olafur Arnalds oder Nils Frahms gleich.
Al English / 22:20 – 00:40 / SchwuZ Bunker
Eigentlich ist Al English zum Arbeiten bei Pop-Kultur. Der Manager der Liars und von Algiers, die beide während des Festivals mehrfach zu erleben sind, ist bei Mute Management tätig, einem Seitenarm von Daniel Millers legendärem Label Mute. English kennt sich also bestens mit Musik aus und ist darüber hinaus auch Besitzer einer sehr umfassenden Plattensammlung, die weit mehr als die Veröffentlichungen seiner zwei Künstler beherbergt. Als DJ präsentiert er nun daraus eine Auswahl.
Diät
DIÄT / 23:00 – 23:40 / SchwuZ Kathedrale
Es tut sich etwas in der Welt. Hardcore und Punk haben sich mit Postpunk versöhnt. Plötzlich sind da wieder Melodien. Bestes Beispiel: DIÄT aus Berlin. Ihr Album »Positive Energy« ist eine bissige Abhandlung über ziemlich viele Sachen, die ziemlich scheiße sind. Amokläufe etwa oder aber elendige Non-Stop-Selbstoptimierung. Man könnte auch sagen, DIÄT machen den Sound gegen alles, was gegen einen läuft. Dass klingt dann, Pardon, letztendlich recht fett und provoziert nicht selten Vergleiche mit Crisis, Killing Joke und Bauhaus. Nicht die schlechtesten Adressen, wie wir finden.
ABRA
ABRA / 23:20 – 00:20 / SchwuZ Salon
Sie nennt sich selbst die »Darkwave Duchess«, die Herzogin dunkler Musik. Wohl auch, weil die US-Amerikanerin einst in Großbritannien aufwuchs. Ganz so düster sind die Klänge der Sängerin und Produzentin Abra allerdings nicht. Vielmehr ist sie der neueste Star-in-the-making einer schillerndern DIY-R’n’B-Szene, die sich in Atlanta, Georgia, etabliert hat. Die Beats und Tempi auf ihrem zweiten Album »Roses« haben die anziehend anzügliche Eigenschaft, weder schnell noch langsam zu sein; ihre Stimme thront subtil herrschaftlich darüber; die Texte sind die selbstbestimmt-romantische Poesie einer jungen Frau, welche sich erst Herz und Verstand wundreiben musste, bevor sie sich ganz auf ihre Kunst konzentrieren konnte. ABRA macht Schlafzimmermusik für all jene, die am liebsten unter freiem Himmel am Strand oder auf dem großen Hügel über der Stadt schlafen. »I’m young and I’ll waste you away«, singt ABRA in ihrem Hit »Roses«. Mit derartigem Nachdruck hat sich selten jemand ins Gespräch um die Nachfolge der ewigen Aaliyah gebracht. Seien Sie gewarnt. ABRA geht mit einer neuen EP in Runde zwei.
LUH
LUH / 00:00 – 01:00 / SchwuZ Kathedrale
Ellery Roberts besitzt die heiser-schönste Reibeisenstimme unter 30, die es derzeit gibt. Da kann selbst Henning May einpacken. Erstmals zu vernehmen war sie als Teil des mysteriösen Kollektivs WU LYF, das zwar schnell internationale Aufmerksamkeit erregen und letztlich auch ein reguläres Studioalbum veröffentlichen konnte, dann aber implodierte. Mit der nicht weniger talentierten Ebony Hoorn und etwas Studiohilfe von The Haxan Cloak, der zuletzt u.a. mit Björk gearbeitet hatte, kehrt Roberts nun als LUH zurück. Ein Album, das in seiner leidenschaftlichen Dramatik auch das Ende der Welt beschallen könnte, erscheint vor Pop-Kultur auf Mute. Nebenbei: Die Abkürzung LUH steht für Lost Under Heaven, wobei mit diesem Platz dann wohl die Erde gemeint ist. Auf die SchwuZ-Bühne werden es LUH aber mit Sicherheit schaffen. Ob diese danach noch steht, ist eine andere Frage, die ein Programmtext nicht beantworten kann.
Valerie Trebeljahr
Valerie Trebeljahr / 00:40 – 02:40 / SchwuZ Bunker
Valerie Trebeljahr ist Kopf und Gründerin der wunderbaren Band Lali Puna. In Korea geboren, in Portugal aufgewachsen, von Weilheim und München aus zum internationalen Musikstar aufgestiegen. Lali Puna werden auch außerhalb Deutschlands für ihre feinen Melodien und ihren vertrackten Ambient-Electro-Pop geschätzt. Das angesehene Label Morr Music wuchs ebenfalls mit dem Erfolg seines Acts. Bevor Trebeljahr und Kollegen wieder gemeinsam in Erscheinung treten, gibt sie sich vorher noch die seltene Ehre und spielt ein exklusives DJ-Set in Berlin.
Zebra Katz
Zebra Katz / 00:40 – 01:40 / SchwuZ Salon
Am Anfang brachte uns Zebra Katz das Lesen bei. »Ima Read« war ein gewaltiger Hit über das sogenannte reading, einer kompetitiven Analysetechnik des Gegenübers aus der Voguing-Szene. Das Stück machte Zebra Katz 2012 in Windeseile bekannt, der Designer Rick Owens verwendete es für eine Modepräsentation in Paris. Der Poet, Rapper und Performer Ojay Morgan, der hinter Zebra Katz steht, hat in der Folgezeit munter weiter gemacht. Die Figur, welche der New Yorker dabei entwirft, ist die eines durchaus entrückten, aber stets stylischen Bösewichts, der nicht nur kleinen Kindern Angst einjagt. Alles andere wäre aber auch langweilig, oder? Zuletzt erschien eine gemeinsame EP mit der Produzentin Leila.
The Numero Group
The Numero Group (Rob Sevier) / 01:00 – 05:00 / SchwuZ Kathedrale
Seit 13 Jahren beschäftigen sich Tom Lunt, Rob Sevier und Ken Shipley mit der Ausgrabung und Restaurierung von hervorragender Musik, die der Strom der Zeit durch unglückliche Verstrickungen unter sich begraben hatte. Über 200 zu Zeiten ihrer Veröffentlichung unverständlicherweise geringgeschätzter Raritäten, vor allem aus den Bereichen Soul, R&B und Blues, hat ihr gemeinsames Label The Numero Group so schon veröffentlicht. Mit ihrer Arbeit hat die Plattenfirma Musikern wie Catherine Howe und Syl Johnson zu verdientem Ruhm verholfen, und bereits mehrfach die Aufmerksamkeit der Grammy-Jury auf sich gezogen. Mitgründer Sevier wird bei Pop-Kultur in einem DJ-Set die unbekannt(er)en Seiten des Soul offenlegen und nebst einer visuellen Historienschau neue Numero-Entdeckungen noch vor ihrem Wiedererscheinen erklingen lassen.
Naked
Naked / 02:00 – 03:00 / SchwuZ Salon
Das Experimentalduo Agnes Gryczkowska und Alexander Johnston nennt sich NAKED und lebt derzeit in London. Ihre Musik ist das stilistische Äquivalent zur Denkschule des Akzelerationismus: Wenn man den Kapitalismus nur schnell genug beschleunigt, wird er sich (vielleicht) selbst abschaffen. Folgerichtig spielen NAKED mit digitalen Erlebniswelten, tragen viel Schwarz und Weiß, und fahren zerstörisch-verzerrte Soundgeschütze auf. Der Soundtrack zu dem Moment, wenn sich das eigene Smartphone gegen einen selbst erhebt. Oder aber: Pop als Kreissäge. Sie sind mit SOPHIE aufgetreten, waren ein Highlight des SXSW 2016 und haben mit Mykki Blanco ein Lied aufgenommen. Jetzt haben sie ein Album vollendet, dass sie für Pop-Kultur erstmals auf die Bühne bringen.
Sarah Miles
Sarah Miles / 02:40 – 05:00 / SchwuZ Bunker
Viel war in letzter Zeit von der Renaissance des Radios zu lesen. Nicht des Formatradios mit seinen Computerplaylisten, nein, nein, sondern jener DIY kuratierter Kleinstsender, die sich engagiert und mittlerweile bevorzugt über das Internet dem FM-Einheitsbrei entgegenstellen. Zugleich machen sie das Radio für eine Generation attraktiv, die die Trendforschung schon an Mp3-Blogs und Streamingdienste verloren geglaubt hatte. Das Berlin Community Radio gehört hier zu den neuen Leuchttürmen dieser, unserer Stadt. Sarah Miles und ihre Mitgründerin Anastazja Moser haben mit BCR tatsächlich einer namensgebenden Community aus Hiergeborenen und Zugezogenen aus aller Welt ein Zuhause für Diskurs, Trendforschung und die fortschrittlichste der fortschrittlichen Musik gegeben. Über 100 Shows gibt es mittlerweile auf dem Sender. Ganz so viele Tracks wird Miles bei ihrem Set aller Voraussicht nach jedoch nicht auflegen.