FOR THOSE ABOUT TO ROCK – ARTEFACTS FROM THE SCOTT KING COLLECTION

For Those About To Rock – Artefacts From The Scott King Collection / 14:30 – 17:00

Anders als viele andere (männliche) Fans von Rock- und Pop-Musik wurde Scott King nie von der Sammelwut ergriffen. Als allerdings bekannt wurde, dass sich in seinem Besitz ein Feuerzeug befindet, das einst dem berüchtigten Superstar der Generation MTV gehörte, Nirvanas Kurt Cobain, nahmen zahlreiche Leute an, King wäre in der Tat ein Sammler seltener Rock-Memorabilia. Händler und andere Liebhaber aus aller Welt kontaktierten ihn, um dem Künstler einzelne Stücke anzubieten. Der Brite konnte die Angebote nur in den seltensten Fälle ausschlagen, weshalb er nun, mehr oder minder zufällig, eine stolze Sammlung von 437 seltenen Pop-Exponaten besitzt. Einige von ihnen wird er nun erstmals öffentlich in einer sehr ungewöhnlichen Schau während Pop-Kultur ausstellen.

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SHOW ME THE BODY (US) / SKINNY GIRL DIET (UK) / KARIES (DE)

Foto: Samuel Eugene

Show Me The Body / 22:00 – 22:40

»New York stirbt. Ich kann nicht wirklich Liebeslieder schreiben, während sich die Stadt dermaßen und auf derart traurigen Wegen verändert.« Sagt Julian Cashwan Pratt, Sänger, Texter und Banjospieler des Trios Show Me The Body. Früher hätten junge Leute wie sie einfach straighten Hardcore gespielt. Heute muss man die Leute schon mit etwas mehr kitzeln. Also bringen Show Me The Body einen wilden Mix aus eben Hardcore mit HipHop und etwas Blues zum allerersten Mal in Deutschland auf eine Bühne. Ihre Songs wirken dabei wie wild zusammengewürfelt: Eben noch schippern sie sachte vor sich hin, plötzlich explodiert alles und die Verstärker haben ihre liebe Mühe, die Wucht und Wut der Band auszuhalten. Show Me The Body scheinen ihr New York wahrhaft zu lieben.

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Skinny Girl Diet

Skinny Girl Diet / 23:00 – 23:40

Viv Albertine und Iggy Pop gehören zu ihren Fans. Für das Magazin »Dazed & Confused« sind sie »London’s most badass girl gang.« Skinny Girl Diet aus dem Norden der britischen Hauptstadt haben eine Energie, eine Haltung (Nein, hinter dem Bandnamen verbergen sich keine ernstgemeinten Beauty-Tipps) und eine Unbekümmertheit, mit der sie seit jeher jeden leichtfertig für sich gewinnen können. Die Schwestern Ursula und Deliah Holliday sowie ihre Cousine Amelia Cutler haben noch im Teenageralter erste EPs veröffentlicht und sind dem ungeschliffenen rotzigen Sound der Anfangstage bis heute treugeblieben. Nun werden sie immer erwähnt, wenn es um die Renaissance einer an Riot Grrrl angelehnten feministischen Rockmusik geht. Oder, wie es Skinny Girl Diet selbst sagen: »Reclaim your life!«. Im Rahmen von Pop-Kultur spielen sie zum ersten Mal in Deutschland.

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Karies

Karies / 00:00 – 01:00

Es hat sich ja längst rumgesprochen, dass die Welt ohne den kulturellen Ballungsraum Stuttgart-Esslingen um einiges ärmer wäre. Also nicht wegen Grün-Schwarz, Daimler oder diesem Fußballclub, sondern wegen der dortigen Musikszene. Karies sind neben Die Nerven und Human Abfall eine der Speerspitzen des schwäbischen Aufwallens. Das Quartett mit dem schmerzinduzierenden Namen lieh sich seinen ersten Albumtitel – »Seid Umschlungen, Millionen« – bei Schiller, und es ist gar nicht so abstrus zu sagen, dass Karies bis heute noch krachigen Räuber-Postpunk machen. Diese vier haben ihre Sturm-und-Drang-Phase längst noch nicht hinter sich gelassen und bringen nun neues Material zum ersten Mal nach Berlin. Zu unser aller Glück.

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ALICE COHEN (US) / IMMERSION (UK/IL) / LIARS (US) / HEIMER (DE) / FISHBACH (FR) / FATIMA AL QADIRI | DJ (KW) / TELLAVISION (DE) / SASSYBLACK | DJ (US) / JULIANA HUXTABLE | DJ (US) / ROOSEVELT | DJ (DE)

Alice Cohen

Alice Cohen / 22:00 – 22:40 / SchwuZ Kathedrale

Alice Cohen hat einen langen Atem bewiesen. Weder ihrer Synth-Pop-Band The Vels (trotz Major-Deal) noch ihrer Grunge-Formation Die Monster Die (trotz Veröffentlichungen auf dem bekannten Roadrunner-Records-Label) gelang Ende der 80er bzw. Mitte der 90er der Durchbruch. Die Musikerin zog sich anschließend nach New York zurück und schrieb weiter an Stücken, deren Bandbreite von Funk und Disco und zu Gothfolk und Rock reicht. Ein ziemliches Spektrum also, das sich in den letzten Jahren in satten fünf Alben manifestierte – teilweise selbst veröffentlicht, teilweise bei Auskenneradressen wie Olde English Spelling Bee. Auf ihrem jüngsten Langspieler, »Into the Grey Salons«, hat sich die nimmermüde Cohen der Aura eines alten Kaufhauses angenommen, in dem sie einst aufwuchs. Ein im wahrsten Sinne des Wortes stimmungsvolles Werk, das Alice Cohen – erstmals in Europa mit ihrer neuen Band – live vorstellen wird.

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Sassy Black

SassyBlack / 22:20 – 01:00 / SchwuZ Bunker

Nachdem uns Catherine »Cat« Harris-White von THEESatisfaction bereits am Vortag einen Liveeindruck ihres Psychdelic-Soul/Hologram-Funk-Soloprojekts SassyBlack verpasst, geht es nun nochmals ans DJ Pult. Das hat bei Pop-Kultur Tradition: Als Festival bitten wir Künstlerinnen darum, sich in den verschiedensten Facetten zu zeigen und auf unterschiedlichste Weise mit Ihnen, verehrtes Publikum, zu interagieren. Für dieses DJ-Set sollten Sie auf jeden Fall Kleidung mit garantierter Bewegungsfreiheit anziehen! Denn: SassyBlack goes deep. Leftfield HipHop, Rap, Funk und elekrifizierter Soul treffen lässigst aufeinander. Hier kommt der aktuelle Sound der Westküste. Prädikat: schwingungsvoll!

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Heimer

Heimer / 22:20 – 23:00 / SchwuZ Salon

Der junge Produzent Heimer ist in Ostberlin heimisch und hat eine Wurst zum Logo. Merken Sie sich also diesen Namen! Falls Ihnen diese ersten zwei Gründe dafür nicht reichen, hier noch ein paar weitere: Heimer führt unter seinen Interessengebieten nicht weniger als die folgenden Genres an: HipHop, Electronica, Pop, Grime, Dubstep, Acid-Jazz und … Soul. Eine ganz schöne Mischung, was? Gut, dass Heimer da immer einen kühlen Kopf bewahrt. Außerdem hat er bereits mit Will Samson (seit einiger Zeit auch bei der Band Fenster) unter dem Namen Animal Hands zusammengearbeitet und spielte bei I Might Be Wrong. Ein Track der beiden hat es sogar auf die »DJ-Kicks« von Will Saul geschafft. Sein Solo-Debütalbum heißt mit 50% Understatement »Teilzeit Swag« und erlebt bei Pop-Kultur seine Livepremiere. Wir sehen eine Vollzeit-Karriere voraus.

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Immersion

Immersion / 23.00 – 23.40 / SchwuZ Kathedrale

Im­mer­si­on bedeutet: eindringen, eintauchen. Für das Musikerpaar Colin Newman und Malka Spigel bezeichnet Immersion das Abdriften in ihr gemeinsames Ambient-Drone-Projekt. Newman (bei Wire Kopf einer der radikalsten Konzeptbands, die Punk zu Postpunk machten) und Spigel (bekannt als grenzauslotende Solomusikerin und Teil der Gruppen Githead und Minimal Compact) hatten bereits in den 90ern eine Reihe von damals eher noch an Minimal-Techno-angelehnten Ambient-Alben herausgebracht. Nach längerer Pause, genau genommen nach neun Jahren,  meldete man sich nun mit der neuen Platte »Analogue Creatures« zurück, ein traumwandlerischer Coup. Bei ihrem allerersten Deutschlandauftritt überhaupt werden Spigel und Newman zudem von Special Guest Ronald Lippok (Ex-To-Rococo-Rot sowie Ornament und Verbrechen) unterstützt.

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Fishbach

Foto: Mélanie Bordas

Fishbach / 23:20 – 00:20 / SchwuZ Salon

»Mortel« (tödlich), »Béton mouillé« (nasser Beton), »Night Bird (Petit monstre)« – die Liedtitel von Flora Fishbach klingen wie Versatzstücke aus einem packenden Krimi. Die halbe Musikpresse ihres Heimatlandes Frankreich hat die Musikerin mit dem außergewöhnlichen Nachnamen auf diese Art auch bereits an sich gefesselt. Und das mit nur einer EP, die nun mitsamt noch unveröffentlichter Stücke ihre Berlin-Livepremiere bekommt. Fishbach macht Gefahren-Pop. Musik, die knistert, die einen lauernd umschleicht. Und hier singt und spielt die Kommissarin noch selbst. Aber Vorsicht, wir haben es mit einer entschlossenen Quereinsteigerin zu tun, die als Jugendliche die Schule abbrach, um ihre Träume zu verwirklichen. Was Fishbach nur mit den Produktionskosten für einen durchschnittlichen Schweiger-»Tatort« anzufangen wüsste?

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Liars

Liars / 00:00 – 01:00 / SchwuZ Kathedrale

Sieben Alben hat die Schüttel’n’Rüttel-Band Liars bereits veröffentlicht. Wie sie auf ihrem jeweils nächsten Album klingen werden, konnte aber niemand vorhersehen, denn das Trio hat sich seit jeher jeglicher Konventionen verwehrt. Mal verschroben-explosives Dancepunkmonster, mal introvertierte Electronicaschwelgerei, dann wieder berstender, boshafter Krach. »Wir sind eine schizophrene Band«, gibt Frontmann Angus Andrew freimütig zu. Man fällt immer von einem Extrem ins nächste. Das schließt auch ein, dass es die Gruppe immer wieder um die ganze Welt treibt. Berlin war nur in all den Jahren nur eine von vielen Stationen der Liars. Album Nummer acht markiert jetzt den allerersten Soundtrack, den Liars jemals aufgenommen haben. Ein Novum. Während der Film »1/1« Tags zuvor, am Pop-Kultur-Mittwoch, uraufführt wird, erlebt am Donnerstag die dazugehörige Klangkulisse ihre absolute Livepremiere.

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Fatima Al Qadiri

Fatima Al Qadiri / 00:40 – 01:40 / SchwuZ Salon

Was erlauben wir uns für eine Gesellschaft, in der wir nicht frei auf die Straße gehen können, um unsere Meinung auszudrücken? So lautet die beobachtende Grundfrage hinter Fatima Al Qadiris neuem Album, »Brute«. Die Produzentin und bildende Künstlerin, die seit Kurzem in Berlin lebt, blickt dabei ebenso nach Europa wie in ihre jahrelange Wahlheimat, die USA, und den arabischen Raum, in dem sie aufgewachsen ist. »Brute« ist das scharfkantige, bass-schwere Musikäquivalent zu einer mehr und mehr militarisierten Polizei, zu gewaltsamen Kriminalisierungsversuchen friedlicher Protestierender und zu Demonstrationsverboten und Hologramdemos. Zuvor hatte Al Qadiri u.a. als Teil der Gruppe Future Brown ein weltweit gefeiertes Album aufgenommen. In ihrem DJ-Set wird sie die globale Bassmusik der anbrechenden Zukunft und entschwindenden Gegenwart präsentieren.

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Tellavision

Foto: Jenny Schäfer

Tellavision / 02:00 – 03:00 / SchwuZ Salon

Wichtiger, als alles, was Fremde und Außenstehende über Musik zu sagen haben, ist ja immer, was die Urheberinnen selbst darüber denken. Fee Ronja Kuerten nennt zum Beispiel das, was sie unter dem Namen Tellavision der Welt hinüberreicht, „Hardware Post-Pop”. Ganz schön meta, ganz schön klug und im Ergebnis auch ganz schön toll. Und sie weiß auch: Mit dem Dritten sieht man besser! Zumindest heißt ihr jüngstes Album »The Third Eye«. Darauf beweist Kuerten, dass Pop auch dann toll klingen kann, wenn er sich nicht immer für den einfachsten Weg entscheidet. Eine typische Tellavision-Hook schält sich erst langsam aus einem typischen Tellavision-Lied heraus – und ist dafür ein umso größeres Geschenk. Dass an der Uni Jutta Koether und Felix Kubin ihre Lehrenden waren, hat ihr auf keinen Fall geschadet.

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Juliana Huxtable / 01:00 – 04:00 / SchwuZ Bunker

Wenn wir uns irgendwann fragen werden, wo eigentlich die Pop-Musik gerettet wurde, dann müssen wir in die Geschichtsbücher der queeren Musikszene New Yorks schauen. Denn hier wurde in den letzten Jahren Chart-Pop mit karibischen Rhythmen und dystopischen Beats verbunden, wurden Geschmacksgrenzen pulverisiert und der Kommerz vom Underground angeeignet – nicht andersherum. Und Kunstinstitutionen wie das Guggenheim oder MoMA reißen sich um die neuen Köpfe. Juliana Huxtable ist als Mitgründerin der Reihe »Shock Value« daran nicht ganz unschuldig. Gleichzeitig auch noch Dichterin, Künstlerin, Model und vieles mehr, bringt sie Sie mit einem exklusiven DJ-Set zum Schwitzen.

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Roosevelt (DJ-Set) / 01.00 – 04.00 / SchwuZ Kathedrale

Pop-Kultur feiert mit Marius Lauber und Marius Lauber feiert mit uns. Nachdem das musikalische Megatalent am Vortag sein Debütalbum »Roosevelt« (veröffentlicht von der Berliner Label-Institution City Slang) live vorgestellt hat, legt er nun nach, im wahrsten Sinne der Worte. Lauber, der sich eben auch Roosevelt nennt, bestreitet am Tage seines Geburtstages ein exklusives DJ-Set. In der Roosevelt-Disco riecht es gut und alle Menschen erscheinen so schön, wie sie eben schön sind. Die Beats zerfließen wie zarter Schmelz an ihren Körpern, der Schweiß schmeckt nach Zuckerwatte und Flamingos … Moment, Sie glauben uns das nicht? Ja, dann kommen und erleben Sie es doch selbst! Da führt jetzt kein Weg dran vorbei. Und bringen Sie Kuchen mit! Falls Sie einen entbehren können.

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RYAN MAHAN (ALGIERS) (US) & JOSH HALL (UK) / MATTHEW HERBERT (UK)

Algiers

Ryan Mahan (Algiers) & Josh Hall / 21:40 – 22:20

„Horror und Noise als Fortsetzung kolonialistischen Schweigens“

Horror-Motive dienen schon lange dazu, eine Reihe ideologischer Repressionen zu externalisieren, die dem neoliberalen Projekt immanent sind: die weiße Opferrolle, die ökologische Katastrophe, und der Erosion der klassischen Familie, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Während diese Arbeiten zu Teilen, wie im Falle von George A. Romeros »… of the Dead«-Reihe oder John Carpenters »Sie leben«, aufschlussreiche Kritiken an allem zwischen strukturellem Rassismus und Konsumkapitalismus anbieten, induziert Horror auch einen zum Schweigen bringenden Impuls in Bezug auf viele der fundamentalen Schrecken unserer Zeit: Kapitalismus und Neo-Kolonialismus. In diesem Talk erforschen Ryan Mahan, Bassist der bewusstseinsverändernden Band Algiers, und Journalist Josh Hall dieses Vorgehen anhand der genretypischen musikalischen Ausdrücke und stellen die Frage: Kann man den Klang der Enteignung benennen? Hören Sie besser genau zu!

Moderation: Josh Hall: Twitter

Matthew Herbert

Matthew Herbert / 22.40 – 23.20

Er diskutierte, legte auf, spielte live mit seiner Band und gab einen sehr lehrreichen Workshop: Matthew Herbert bot auf dem letztjährigen Pop-Kultur Festival eine 360°-Performance dar. Bei einem wie Herbert ist die Geschichte allerdings nie auserzählt, weshalb er 2016 – nachdem er zuletzt mit Platten aus Gemüse und Zucker gedeejayt hat – erneut samt neuer Musik auf Albenlänge zu uns zurückkehrt. Allerdings, wie sollte es auch anders sein, in besonderer Form: »The Music« erscheint nicht als Tonträger, sondern vielmehr als neuronale Toninduktion. Herbert hat das Album als Buch geschrieben, aus dem er in einer absoluten Premiere vortragen wird. Es ist eine überaus anregende Erzählung über ein Gefüge einzelner Klänge, die Sie sich selber im Kopf zusammensetzen werden müssen.

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MIKO (D/F) / STARA RZEKA (PL) / ROYAL COMFORT (DE)

Miko

Miko / 19.00 – 19.40

Miko ist die Band der Künstlerin Sonja Cvitkovic und der Grafikdesignerin Marine Drouan, die natürlich auch beide Musikerinnen sind. Das Visuelle und Ideelle fließt allerdings hörbar in ihre Lieder ein. Miko bauen Musikräume aus sich nach und nach verschiebenden Klavierloops und elektronischen Simulationen wie Manipulationen. Wer jetzt an Ambient denkt, der liegt meilenweit daneben. Vielmehr handelt es sich um akustische Stimulationen, die die Sinne schärfen. Die EP »Gelée« zerging nicht nur auf Zunge und Ohr gleichermaßen, sondern erschien auch als bedruckte USB-Card. Bei Miko wird eben an alles gedacht. Für Pop-Kultur haben sie ein neues Set erarbeitet, das sie zur Uraufführung bringen werden.

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STARA RZEKA

Stara Rzeka / 20.00 – 20.40

Was passiert, wenn eine Metal- und Hardcore-Eminenz sich von Krautrock inspirieren lässt? Jakub Ziołek, der in Polen vor allem durch die Bands Alameda 3, Innercity Ensemble und Ed Wood bekannt geworden ist, wandelt als Stara Rzeka seit einigen Jahren nun auch auf Solopfaden. Dafür lässt er Drone-Metal, Folk und die psychedelische Musik des Deutschlands der 70er miteinander verwachsen. Es sind meditative, verwunschene Sounds, die von dem Widerstreit von Natur und Technik erzählen, und die Zuhörer kunstvoll ins tiefste Gehölz locken. Ziołeks zweites Album, »Zamknęły się oczy ziemi«, wurde im letzten Jahr vom angesehenen Magazin »The Quietus« zum zweitbesten des ganzen Jahrgangs gewählt.

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Royal Comfort

Royal Comfort / 21.00 – 22.00

Eine Countryband aus Berlin? In dieser Stadt geht einfach alles. Vor satten neun Jahren, als der Musiker und DJ Jimmy Trash gerade an die Spree gezogen war, da traf er auf den damals noch sehr jungen Oska Wald. Wald war damals gerade dabei der charismatisch-geniale Gitarrendandy zu werden, den er heute bei seiner Hauptband Chuckamuck gibt. Unter dem Namen Royal Comfort erspielte sich das Duo damals sein Geld auf den Straßen der Hauptstadt. Dann kamen Wald und Trash bzw. kam der Band die Karrieren ihrer beiden Protagonisten in den Weg. Jetzt wagt man sich gemeinsam mit Schlagzeuger Big Daddy Muggleston wieder ans Blechtonnenlagerfeuer und die Späti-Ecke – und erstmals überhaupt auf ein richtiges Musikfestival.


IMARHAN (DZ) / ESKA (UK) / A-WA (IL)

Imarhan

Imarhan / 19.00 – 19.40

Die Szene des Tuareg Rock hat in letzter Zeit mehr und mehr Bands aus der Sahelzone auf die internationalen Festivals gespült. Allen voran natürlich die schon seit Jahren erfolgreichen und Grammy-ausgezeichneten Gründerväter von Tinariwen, aber auch Acts wie Tamikrest oder Bombino. Imarhan aus der algerischen Stadt Tamanrasset stehen für das neueste Update dieser Musik: Sie öffnen den Assouf, den Blues der Tuareg, behutsam Pop- und westafrikanischen Rhythmen. So sind die Mannen rund um Iyad Moussa Ben Abderrahmane auch beim Berliner Label City Slang gelandet. Ihr betörendes, ebenfalls »Irmahan« betiteltes Debütalbum wird während Pop-Kultur zum ersten Mal im großen Rahmen live in Berlin zu hören sein.

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ESKA
Photo: Jaroslav Moravec

ESKA / 20.00 – 20.40

Wen einmal die Stimme von Eska Mtungwazi erreicht, der wird sie so schnell nicht vergessen. Sie ist kraftvoll, wandelbar, voller Charakter, beherrscht die leisen Töne ebenso wie die lauten. Mtungwazi stammt aus London, besitzt eine klassische Musikausbildung und hat bereits mit Bobby McFerrin(!), Tony Allen(!!) und Grace Jones(!!!) zusammengearbeitet – neben vielen anderen Sessions. Dabei machte sie weder vor Jazz noch vor Folk, Pop oder Soul halt. Diesen Facettenreichtum hat sich die singende Mutter auch für ihre eigene Musik bewahrt. Ihr Debütalbum, »ESKA«, ist ein persönliches Lehrstück in Sachen Musik geworden, historisch kenntnisreich und doch komplett auf der Höhe seiner Zeit. Doch all das tritt in den Hintergrund wenn Mtungwazi – zum ersten Mal überhaupt in Deutschland – zu singen beginnt.

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A-Wa

A-Wa / 21.00 – 22.00

Hier kommen Ofra Hazas Erben. Wie schon die große israelische Sängerin stammen auch Tair, Liron und Tagel Haim von jemenitischen Juden ab, welche einst nach der Unabhängigkeit Israels den Yemen verlassen mussten. Ihre Oma machte die drei Schwestern dabei mit einer Vielzahl von traditioneller Liebes- und Hausarbeitsliedern vertraut. Jemenitische Frauen – Jüdinnen und Muslima – hatten sich diese über Generationen hinweg weitergegeben. Die Haims führen diesen Kanon nun gemeinsam mit Produzent Tomer Yosef von Balkan Beat Box fort. Mit »Habib Galbi« gelang A-Wa bereits der allererste arabischsprachige Nummer-Eins-Hit in Israel. Und auch außerhalb des Landes erreicht die ansteckende Mischung von Folk und HipHop/Pop-Beats Menschen über alle Grenzen hinweg. A-Wa sind auf bestem Wege, ein globales Pop-Phänomen zu werden, und wagen sich für ihr Debütalbum auch an eigene Texte auf Hebräisch, Arabisch und Englisch.

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KEØMA (AU/DE) / SELDA BAǦCAN & BOOM PAM (TR/IL)

Keøma

Keøma / 19.00 – 20.00

Kat Frankie ist nicht mehr allein unterwegs. Gemeinsam mit ihrem Bandpartner, Chris Kopfler aus Köln, hat die seit 2004 in Berlin lebende Australierin das Duo Keøma gegründet. Der Name stammt von einem Castellari-Italto-Western mit Franco Nero in der Hauptrolle und auch viele ihrer Lieder sind von einigen der großen Filme der Kinogeschichte ausdrücklich inspiriert. Ganz so scharf wie im Western wird bei Keøma allerdings nicht geschossen. Frankie und Kopfler haben sich vielmehr melancholischem bis melodramatischem Electro-Pop verschrieben, der die ruhigen Momente zu schätzen weiß. Ein intimes Erlebnis, das gekonnt verschleiert, dass viele der Songs ihres Debütalbums per Datentransfer Berlin-Köln-Berlin schrittweise zusammengewachsen sind.

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Boom Pam

Selda Baǧcan

Selda Baǧcan & Boom Pam / 20.20 – 21.40

Für viele Menschen ist Selda Bağcan nicht einfach eine der großen Stimmen der anatolischen Psych-Rock-Musik, sie ist die große Stimme. Wer sie in kristallener Klarheit einmal tönen hört, dem schreibt sie sich sofort in die Seele ein. 1948 geboren, begann die Sängerin Anfang der 70er, erste Alben zu veröffentlichen, welche sie schnell zu einem Star in der türkischen Arbeiterklasse werden ließen. Für ihre Überzeugungen, die sie zu keinem Zeitpunkt in ihren Texten zurückhielt, ging sie zu Zeiten der Militärdiktatur später ins Gefängnis. Bis heute ist Bağcan eine standhafte Meinungsführerin der internationalen Kulturszene geblieben und guckt mittlerweile auf eine reichhaltige Diskografie zurück. Anonhi (ehemals bekannt als Antony Hegarty) nennt sie ihre Lieblingskünstlerin. Dr. Dre und Mos Def haben ihre Songs gesampelt. Und für die Bağcan ist noch lange nicht Schluss: Mit der israelischen Surfrock-Band Boom Pam im Rücken kommt sie nun endlich wieder nach Berlin.

Selda Baǧcan: Facebook / Twitter
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FATIMA AL QADIRI (KW) & JULIANA HUXTABLE (US) / FREAKS, CYBORGS, PROTOTYPES (DE)

Fatima Al Qadiri

Juliana Huxtable

Fatima Al Qadiri / Juliana Huxtable 18:30 – 19:10

„Der Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik“

Was ist Musik in der Abwesenheit von Stimme und Text? Und was ist sie mit den beiden? Die beiden Universalkünstlerinnen Fatima Al Qadiri und Juliana Huxtable haben dazu unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Al Qadiri, die Produzentin, DJ und bildende Künstlerin, hat sich in ihren Arbeiten bereits mit religiösen islamischen Gesängen auseinander gesetzt, ist Teil der Gruppe Future Brown und hat auf ihrem letzten Album rein instrumental die Erfahrungen von Polizeigewalt und institutionalisiertem Rassismus vertont. Huxtable, ihres Zeichens Dichterin, DJ, Künstlerin, Veranstalterin und Model, setzt ihre Gedichte auch immer wieder in ihren Sets ein. Für den Soundtrack der diesjährigen Berlin Biennale haben die beiden erstmals zusammengearbeitet. Nun füllen die beiden viel Bewandten in diesem Talk den Bruch zwischen lyrischer und instrumentaler Musik.

Fatima Al Qadiri: Website

Juliana Huxtable: Twitter

Graf Fidi (Foto: Graf Fidi), Kassandra Wessel (Foto: Nicolas Priso), Dr. Heike Raab, Enno Park (Foto: Doris Spiekermann-Klaas)

Freaks, Cyborgs, Prototypes / 19:20 – 20:00

„Über Popkultur und Behinderung“

Menschen sind nicht behindert. Sie werden behindert. Und spätestens seit den sportlichen Erfolgen von Oscar Pistorius und Markus Rehm samt ihrer Unterschenkel-Blades ist Behinderung nicht mehr nur Thema von Fürsorge und Minderheitenpolitik. Technologie und Stardom, Labor und Glamour, Futurismus und Transhumanismus – die Wahrnehmung von Behinderungen wird popkulturell. Die unterschenkel-amputierte Popmusikerin Viktoria Modesta nennt sich etwa Bionic Pop Artist. Ihre Prothesen sind keine unauffälligen Gehhilfen mehr, sondern leuchtende Designstücke zwischen Kunst und Hightech. Was folgt, wenn Behinderung Teil eines futuristischen Pop-Diskurses wird? Wenn behinderte Menschen als Cyborgs oder Vorreiter von Human Enhancement zu sehen sind?

Welches emanzipative Potential steckt in dieser Art der Repräsentation? Und inwieweit vernebelt sie die Realität, in der Barrierefreiheit, Teilhabe und eine wirkliche Inklusion noch immer zäh erkämpft werden müssen?

Graf Fidi (MC): Website

Dr. Heike Raab: Soziologin / Disability Studies

Enno Park: Vorsitzender Cyborg e. V.

Kassandra Wedel: Tänzerin (Website)

Dieser Talk findet in deutscher Sprache statt und wird simultan auch für Gehörlose übersetzt.


MARK FARROW (UK) / SCOTT KING (UK)

Mark Farrow
Foto: Elliot Kennedy

Scott King
Still aus „Kurt’s Lighter“

Mark Farrow / Moderator: Scott King / 17.40 – 18.30

Musik an sich ist ja schön und gut, aber erst ihre Verpackung, ihre Verbindung zu Ideen, Identitäten und Bilderwelten macht sie zu Pop. Das weiß nicht nur Diedrich Diederichsen, das wissen auch Mark Farrow und Scott King. Farrow wurde mal von einer unbestechlichen Fachjury als der »beste aktuell tätige Grafikdesigner« geadelt. Er war für die Poster des legendären Clubs Haçienda in Manchester verantwortlich und hat mit den Pet Shop Boys, Kylie und Marken wie Camper gearbeitet. Farrows Kollege Scott war Art Director des stilprägenden Magazins i-D Magazins und hat für Morrissey, Suicide und auch die Pet Shop Boys gestaltet. Derzeit ist er Professor of Visual Communication an der Londoner University of the Arts. Außerdem hat King das grafische Erscheinungsbild dieses Festivals entworfen. Die beiden Briten treffen nun für ein Gespräch über Grafikdesign und Gestaltung im Pop aufeinander.

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