Live

MOGWAI play ATOMIC (UK)

Mogwai
Foto: Brian Sweeney

Mogwai play Atomic / 20.00

Man kann es vielleicht mit dem berühmt-miesen Wetter erklären, mit der Einsamkeit im weiten Grün Nordbritanniens. Sicherlich auch mit dem spröde-abgenutzten Charme der ausgespülten schottischen Städte, mit Scotch, Ale und anderen Substanzen. Damit könnte man wohl begreiflich machen, warum Mogwai die Musik spielen, die sie eben spielen. Diese akustischen Prachtbauten für Traumtänzerinnen, Hobby-Astronauten und sensible Waldgeister. Und weil ihre Kompositionen seit 21 Jahren so viele Bilder in derart satten Farben evozieren, ist kaum jemand so gut für Soundtrack-Arbeiten geeignet, wie die vier Schotten. Nach Les Revenants und Zidane, A 21st Century Portrait heißt ihre neueste Arbeit auf diesem Gebiet nun Atomic. Sie ist als Vertonung einer gleichnamigen BBC-Dokumentation über Nuklearenergie und ihre Gefahren entstanden. Band und Filmteam waren dafür unter anderem im japanischen Hiroshima, wo einst die erste Atombombe fiel. Bevor Pop-Kultur 2016 vom 31. August bis 2. September in Neukölln stattfindet, begleiten Mogwai die eindringlichen Bilder von Atomic nun live im Berliner Admiralspalast in einem einzigartigen Filmkonzert und einer deutschlandweiten Premiere.

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THE KVB (UK) / ZOLA JESUS (US) / THURSTON MOORE BAND (US)

THE KVB

The KVB / 19.00 – 19.40

Bedroom-Soloproduzenten-Projekt wird Duo-auf-dem-Weg-nach-oben: Hinter The KVB stecken Nicholas Wood und Kat Day. Letztere stieß mit etwas Verspätung dazu. Seit 2010, dem Jahre ihres Bestehens, haben die beiden im Schnitt ein Album pro Jahr aufgenommen und veröffentlicht. Auf ihren gekonnt zusammengesetzten Verschnitt von Shoegaze, Industrial, Krautrock und Electronica, der unweigerlich an manche Großtat der Indie-80er erinnert, können sich Rolling-Stone-Leser und Electro-Nerds gleichermaßen einigen. Wohl auch, weil die Musik wie ein Albtraum klingt; wie ein schon irgendwie bedrohlicher, aber doch angenehmer Albtraum. Anton Newcombe von Brian Jonestown Massacre und Geoff Barrow von Portishead/BEAK haben bereits The-KVB-Platten auf ihren Labels veröffentlicht.

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Zola Jesus
Foto: Jeff Elstone

Zola Jesus / 20:00 – 21:00

Dass Industrial auch ganz ohne Kitsch zu anspruchsvollem, mitunter tanzbarem Düster-Pop mutieren kann, zeigt uns Nika Roza Danilova nun schon seit einigen Jahren. Die Frau mit der kraftvollen Opernstimme und der philosophischen Hintergrundbildung wuchs einst in einem tiefen Wald auf und sperrte sich für eines ihrer bislang fünf großartigen Alben auch schon mal ein halbes Jahr lang allein zu Hause ein. Dann wieder widmete sie ein ganzes Werk der großen weiten Taiga. »Am Anfang war meine Musik die Überwindung meiner Schwächen, meiner Ängste, die mein Leben komplett unter Kontrolle hatten«, sagte sie mal. Die selbst gefundene Freiheit verteidigt Danilova seit jeher mit aufopferungsvollen, bis an die Grenzen der Ermüdungsfähigkeit gehenden Auftritten.

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Thurston Moore Band

Thurston Moore Band / 21:20 – 22:40

Seine Band Sonic Youth mit u.a. Kim Gordon und Lee Ranaldo, die nicht nur Kurt Cobain & Co nachhaltig prägte, wäre in diesem Jahr 35 Jahre alt geworden. Nun gibt es die wegweisende Gruppe allerdings nicht mehr und Thurston Moore tritt solo und in unzähligen anderen Projekten in Erscheinung. Auch wenn es komisch klingen mag: Glück für uns! So er kann seine gesamte musikalische Bandbreite zwischen Noise, Rock und Black Metal endlich voll ausspielen. Und er kann in seiner neuen Wahlheimat Kunstbücher verlegen und an der Naropa Univsität, die einst von den Lyrikern Allen Ginsberg und Anne Waldman gegründet wurde, unterrichten. Moores erste Liebe bleibt natürlich weiterhin die Musik. »The Best Day«, sein letztes Album, wurde von der Kritik gefeiert. Jetzt kommt der mächtige Gitarrenflüsterer wieder nach Berlin.

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FAI BABA (CH) / ANA ANA (DE) / THE HIDDEN CAMERAS | SOLO (CA)

Peter Hauser

Fai Baba / 19:00 – 19:40

Der Baba trägt Moustache – und er steht ihm. Ebenso wie diese fragilen Postrock-Pop-Nummern, in denen er sich regelmäßig das einsame Herz zerreißt. Fabian Sigmund alias Fai Baba residiert in Zürich und bezeichnet sich selbst als seinen eigenen Guru. Seit 2010 hat er derart erleuchtet ein Album nach dem anderen veröffentlicht. Sein nunmehr fünftes wird im Prachtwerk in einer Premiere erklingen, unterstützt von Schlagzeuger Domi Chansorn. Hellstrahlender Herzschmerz trifft auf schräge Erkenntnisvermittlung.

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ANA ANA

ANA ANA / 20:00 – 20:40

Sie ist hinten wie vorne zweimal A-N-A. Als ANA ANA macht Anastasia Schoeck emotional bewegenden, elektronischen Schwebe-Pop, in dem sie auch schon mal metaphorisch mit einem Plastikmesser abgestochen wird. A-U-A. Bislang hat Schoeck mehrere Singles und eine EP in Eigenregie herausgebracht. Das Fundament entsteht am Piano, dann erfolgt die musikalische Realisation via Cubase. Das hat dann mitunter auch die Anmutung zurückgenommener RnB- und Trip-Hop-Balladen. Nicht ohne Grund zählen schließlich Aaliyah und Massive Attack zu den Inspirationsquellen hinter ANA ANA.

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The Hidden Cameras (solo)

The Hidden Cameras (solo) / 21:00 – 22:00

Wie Sie vielleicht wissen, haben Fußballspieler generell einen schrecklichen Geschmack, der ungefähr von knapp hinter Helene Fischer bis ziemlich genau zu Justin Bieber reicht. Gut, es gibt Ausnahmen wie Bayerns Mittelfeldstratege Xabi Alonso, der My Bloody Valentine hört. Und Mehmet Scholl, der einst The Hidden Cameras bei seinem Abschiedsspiel aufspielen ließ. Seitdem ist Joel Gibb, der hinter THC steckt, auch außerhalb der eingefleischten Musikszene bekannt. Das ist toll für die großartigen Pop-Dramen und -Hymnen, die der Kanadier zu schreiben weiß. Sechs Alben hat er bereits vorgelegt, nun stellt er bei Pop-Kultur erstmals überhaupt und dann auch noch solo sein siebtes live vor. Erwarten Sie wie immer nicht weniger als ganz großen Sport, äh, Kino, äh, Musik!

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LEVIN GOES LIGHTLY (DE) / PINS (UK) / BEST FRIENDS (UK) / DJ LOBOTOMY (DE) / LISLBAR & WERMUTH | DJ (DE)

Levin goes lightly

Levin goes lightly / 22.00 – 22.40

Jetzt können sie in Stuttgart auch noch Glam! Levin goes lightly ist der neue Glitzerstar am Südhimmel. Seit jeher haben junge Menschen Kunst studiert, um dann Musiker zu werden. Da macht auch Levin keine Ausnahme unter den Pete Townshends, Lady Gagas und Keith Richards dieser Welt. Und wo wir schon mal bei großen Namen sind, sei gesagt, dass seine Musik ein wenig an Bowie zu Beginn seiner Berlin-Phase erinnert. Nur, wo sollen solche Vergleiche eigentlich hinführen? Verweisen wir lieber erstens darauf, dass Levin goes lightly nach seinem hervorragenden »Neo Romantic«-Album neue, noch unveröffentlichte Stücke präsentieren wird, und dass, zweitens, an seinen Seiten live eine echte Stuttgarter Allstarband steht, die sich aus Max Rieger (Die Nerven), Paul Schwarz (Human Abfall) und Thomas Zehnle (Wolf Mountains) zusammensetzt.

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Pins

PINS / 23:00 – 23:40

»What will we do, what will we do, when our dreams come true, young girls, young girls?« So eingängig wurde die Frage nach dem Sinn des Lebens lange nicht mehr gestellt. Ob damit nun im Detail »Was kommt nach dem Erwachsenwerden?« oder aber »… nach der feministischen Weltrevolution?« gemeint ist, steht noch zur Debatte. PINS aus Manchester liefern einen Soundtrack für eine Generation, die sich mit alternativlosen Sparmaßnahmen, und einer weiterhin realexistierenden Ungleichbehandlung innerhalb der Gesellschaft nicht mehr abfinden will. Nicht von ungefähr sind Faith Holgate, Lois McDonald, Anna Donigan, Sophie Galpin und Kyoko Swan bereits als Vorband von Sleater Kinney aufgetreten. Ihr zweites Album »Wild Nights« haben sie zuletzt in der Wüste von Joshua Tree aufgenommen. Kurz und knapp: Der Titel hält, was er verspricht.

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Best Friends

Best Friends / 00:00 – 01:00

»If You Think Too Much Your Brain Will Fall Out«; aha, hätten wir das geklärt. Der Mann, der derartige medizinischen Ratschläge, zu Liedtiteln macht, heißt Dr. Lewis Sharman, singt weiterhin leidenschaftlich gerne über Nasenbluten und Orangensaft und steht der englischen Band Best Friends vor. Gut, das mit dem Doktortitel haben wir jetzt hinzugedichtet, aber auch nur, weil sich die Best Friends längst in unsere Herzen geschrammelt haben. Mit Schrammelgaragenpopbands ist das nämlich so: Entweder sie klingen wie eine angestaubte Kopie all der vielen Schrammelgaragenpopbands, die es jemals gegeben hat, oder aber sie docken direkt an das Schrammelgaragenpopzentrum an, dass jeder Mensch etwa neuneinhalb Zentimeter schräg rechts unterhalb der linken Brustwarze besitzt. Weil ihr Sänger wie Sharman so heiser lustvoll singt. Weil er sich um das pure Leben kümmert, statt um Musikhistorie. Und weil Gitarren, Bass und Schlagzeug einfach halsbrecherisch um die Wette brettern. Endlich mal eine Freundschaftsanfrage, die Sie gerne annehmen werden!

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DJ Lobotomy / 01:00 – 05:00

Von den Stones zu Iggy Pop, von Indie zu Techno: DJ Lobotomy nahm sein Handwerk schon im zarten Alter von 15 auf und machte dabei noch in jungen Jahren bereits einige Stilwechsel mit. Mit 18 zog er aus München nach Köln und veranstaltete dort die »Cosmic Orgasm«-Reihe. Seit 1994 in der neuen Hauptstadt, wurde er Ressident im heute legendären Club/Galerie berlintokyo, auf den nicht nur Rafael Horzon bis heute Hymnen singt. Derzeit widmet er sich vor allem mit tätowiertem Herzen dem Rock’n’Roll und veranstaltet im White Trash die Konzertreihe »Lobotomy Ltd.« mit jungen Berliner Punkbands und anderen Berliner DJs unterstützt vom Musicboard Berlin. Der Mann weiß, wie eine Berliner Nacht auszusehen hat.
PS: Seinen ungewöhnlichen Namen verlieh DJ Lobotomy übrigens kein Geringerer als Brezel Göring von Stereo Total.

lislbar & wermuth (DJ-Set) / 01:00 – 05:00

Es ist ein wirklich sehr spezieller Sound, für den das Berliner Label bohemian drips (sic) steht. Kurz gesagt: besondere Liveauftritte werden auf besondere Weise mitgeschnitten. Dafür platziert man Jazz- und Psychedelik Rock-Künstler_innen in sorgfältig ausgesuchten Räumen, um ihre Auftritte mit dem sogenannten »Kunstkopf«-Aufnahmeverfahren in 3-D aufzuzeichnen. Die so auf Vinyl gepressten Interaktionen zwischen Musik, Architektur und Atmosphäre bilden ein derart intensives Hörerlebnis, dass es schwer wird, immersivere Aufnahmen als diese zu finden. Mit Alexander Meurer und Fillipp Vingerhoets finden nun zwei der Labelmitgründer unter ihrem DJ-Alias lislbar & wermuth (sic) aber erstmal zu uns. Erwarten Sie ein Set, wie Sie es so eigentlich nicht erwarten würden: osbkur, psychedelisch, vinyl-only; versteht sich.

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MULE & MAN (CH/ES) / DIÄT (DE) / LUH (NL/UK) / THE NUMERO GROUP | DJ (US) / RYAN VAIL (UK) / ABRA (US) / ZEBRA KATZ (US) / NAKED (PO/UK) / AL ENGLISH | DJ (UK) / VALERIE TREBELJAHR | DJ (DE) / SARAH MILES | DJ (UK)

Mule & Man

Mule & Man / 22:00 – 22:40 / SchwuZ Kathedrale

Der Diktator hat jetzt einen Mitdiktator! Tobias Jundt hat sich als ebenso sympathisch-chaotischer wie »strenger« Vorsteher der eskapistischen Krawallbande Bonaparte einen Namen gemacht. Jose Antonio Garcia Soler wiederum arbeitet als DJ, Produzent und Musiker nicht nur für bzw. mit dem Rapper Marteria bzw. dessen Alien-Klon Marsimoto, sondern sorgte auch unter dem Namen Kid Simius bereits selbst für Aufsehen. Nun kreuzen die beiden die musikalischen Schwerter und ziehen gegen die Windmühlen der Langeweile gemeinsam in den Kampf. Als Mule & Man kitzeln sie schönste Electronica aus ihren Geräten und Instrumenten. Während Pop-Kultur kommt es zur Uraufführung des so entstandenen Albums. Lassen Sie sich eins gesagt sein: Bei den beiden haben Sie ohnehin keine andere Wahl!

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Ryan Vail

Ryan Vail / 22:20 – 23:00 / SchwuZ Salon

Vor 90 Jahren, da nahm die Geschichte hinter Ryan Vails Solodebütalbum ihren Anfang. Damals wurde jenes Klavier in England gebaut und nach Nordirland verschifft, auf dem der Mann aus Derry nach der Restaurierung des Instruments seine neuen Kompositionen geschrieben hat. Vail hatte sich so ein weiteres Möglichkeitsfeld eröffnet – neben seinen alten Analogsynthesizern, die nun einen akustischen Gegenspieler bekommen haben. Die Dynamik und Intimität eines typischen Vail-Konzerts kommt dabei der eines Olafur Arnalds oder Nils Frahms gleich.

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Al English / 22:20 – 00:40 / SchwuZ Bunker

Eigentlich ist Al English zum Arbeiten bei Pop-Kultur. Der Manager der Liars und von Algiers, die beide während des Festivals mehrfach zu erleben sind, ist bei Mute Management tätig, einem Seitenarm von Daniel Millers legendärem Label Mute. English kennt sich also bestens mit Musik aus und ist darüber hinaus auch Besitzer einer sehr umfassenden Plattensammlung, die weit mehr als die Veröffentlichungen seiner zwei Künstler beherbergt. Als DJ präsentiert er nun daraus eine Auswahl.

Diät

DIÄT / 23:00 – 23:40 / SchwuZ Kathedrale

Es tut sich etwas in der Welt. Hardcore und Punk haben sich mit Postpunk versöhnt. Plötzlich sind da wieder Melodien. Bestes Beispiel: DIÄT aus Berlin. Ihr Album »Positive Energy« ist eine bissige Abhandlung über ziemlich viele Sachen, die ziemlich scheiße sind. Amokläufe etwa oder aber elendige Non-Stop-Selbstoptimierung. Man könnte auch sagen, DIÄT machen den Sound gegen alles, was gegen einen läuft. Dass klingt dann, Pardon, letztendlich recht fett und provoziert nicht selten Vergleiche mit Crisis, Killing Joke und Bauhaus. Nicht die schlechtesten Adressen, wie wir finden.

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ABRA

ABRA / 23:20 – 00:20 / SchwuZ Salon

Sie nennt sich selbst die »Darkwave Duchess«, die Herzogin dunkler Musik. Wohl auch, weil die US-Amerikanerin einst in Großbritannien aufwuchs. Ganz so düster sind die Klänge der Sängerin und Produzentin Abra allerdings nicht. Vielmehr ist sie der neueste Star-in-the-making einer schillerndern DIY-R’n’B-Szene, die sich in Atlanta, Georgia, etabliert hat. Die Beats und Tempi auf ihrem zweiten Album »Roses« haben die anziehend anzügliche Eigenschaft, weder schnell noch langsam zu sein; ihre Stimme thront subtil herrschaftlich darüber; die Texte sind die selbstbestimmt-romantische Poesie einer jungen Frau, welche sich erst Herz und Verstand wundreiben musste, bevor sie sich ganz auf ihre Kunst konzentrieren konnte. ABRA macht Schlafzimmermusik für all jene, die am liebsten unter freiem Himmel am Strand oder auf dem großen Hügel über der Stadt schlafen. »I’m young and I’ll waste you away«, singt ABRA in ihrem Hit »Roses«. Mit derartigem Nachdruck hat sich selten jemand ins Gespräch um die Nachfolge der ewigen Aaliyah gebracht. Seien Sie gewarnt. ABRA geht mit einer neuen EP in Runde zwei.

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LUH

LUH / 00:00 – 01:00 / SchwuZ Kathedrale

Ellery Roberts besitzt die heiser-schönste Reibeisenstimme unter 30, die es derzeit gibt. Da kann selbst Henning May einpacken. Erstmals zu vernehmen war sie als Teil des mysteriösen Kollektivs WU LYF, das zwar schnell internationale Aufmerksamkeit erregen und letztlich auch ein reguläres Studioalbum veröffentlichen konnte, dann aber implodierte. Mit der nicht weniger talentierten Ebony Hoorn und etwas Studiohilfe von The Haxan Cloak, der zuletzt u.a. mit Björk gearbeitet hatte, kehrt Roberts nun als LUH zurück. Ein Album, das in seiner leidenschaftlichen Dramatik auch das Ende der Welt beschallen könnte, erscheint vor Pop-Kultur auf Mute. Nebenbei: Die Abkürzung LUH steht für Lost Under Heaven, wobei mit diesem Platz dann wohl die Erde gemeint ist. Auf die SchwuZ-Bühne werden es LUH aber mit Sicherheit schaffen. Ob diese danach noch steht, ist eine andere Frage, die ein Programmtext nicht beantworten kann.

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Valerie Trebeljahr

Valerie Trebeljahr / 00:40 – 02:40 / SchwuZ Bunker

Valerie Trebeljahr ist Kopf und Gründerin der wunderbaren Band Lali Puna. In Korea geboren, in Portugal aufgewachsen, von Weilheim und München aus zum internationalen Musikstar aufgestiegen. Lali Puna werden auch außerhalb Deutschlands für ihre feinen Melodien und ihren vertrackten Ambient-Electro-Pop geschätzt. Das angesehene Label Morr Music wuchs ebenfalls mit dem Erfolg seines Acts. Bevor Trebeljahr und Kollegen wieder gemeinsam in Erscheinung treten, gibt sie sich vorher noch die seltene Ehre und spielt ein exklusives DJ-Set in Berlin.

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Zebra Katz

Zebra Katz / 00:40 – 01:40 / SchwuZ Salon

Am Anfang brachte uns Zebra Katz das Lesen bei. »Ima Read« war ein gewaltiger Hit über das sogenannte reading, einer kompetitiven Analysetechnik des Gegenübers aus der Voguing-Szene. Das Stück machte Zebra Katz 2012 in Windeseile bekannt, der Designer Rick Owens verwendete es für eine Modepräsentation in Paris. Der Poet, Rapper und Performer Ojay Morgan, der hinter Zebra Katz steht, hat in der Folgezeit munter weiter gemacht. Die Figur, welche der New Yorker dabei entwirft, ist die eines durchaus entrückten, aber stets stylischen Bösewichts, der nicht nur kleinen Kindern Angst einjagt. Alles andere wäre aber auch langweilig, oder? Zuletzt erschien eine gemeinsame EP mit der Produzentin Leila.

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The Numero Group

The Numero Group (Rob Sevier) / 01:00 – 05:00 / SchwuZ Kathedrale

Seit 13 Jahren beschäftigen sich Tom Lunt, Rob Sevier und Ken Shipley mit der Ausgrabung und Restaurierung von hervorragender Musik, die der Strom der Zeit durch unglückliche Verstrickungen unter sich begraben hatte. Über 200 zu Zeiten ihrer Veröffentlichung unverständlicherweise geringgeschätzter Raritäten, vor allem aus den Bereichen Soul, R&B und Blues, hat ihr gemeinsames Label The Numero Group so schon veröffentlicht. Mit ihrer Arbeit hat die Plattenfirma Musikern wie Catherine Howe und Syl Johnson zu verdientem Ruhm verholfen, und bereits mehrfach die Aufmerksamkeit der Grammy-Jury auf sich gezogen. Mitgründer Sevier wird bei Pop-Kultur in einem DJ-Set die unbekannt(er)en Seiten des Soul offenlegen und nebst einer visuellen Historienschau neue Numero-Entdeckungen noch vor ihrem Wiedererscheinen erklingen lassen.

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Naked

Naked / 02:00 – 03:00 / SchwuZ Salon

Das Experimentalduo Agnes Gryczkowska und Alexander Johnston nennt sich NAKED und lebt derzeit in London. Ihre Musik ist das stilistische Äquivalent zur Denkschule des Akzelerationismus: Wenn man den Kapitalismus nur schnell genug beschleunigt, wird er sich (vielleicht) selbst abschaffen. Folgerichtig spielen NAKED mit digitalen Erlebniswelten, tragen viel Schwarz und Weiß, und fahren zerstörisch-verzerrte Soundgeschütze auf. Der Soundtrack zu dem Moment, wenn sich das eigene Smartphone gegen einen selbst erhebt. Oder aber: Pop als Kreissäge. Sie sind mit SOPHIE aufgetreten, waren ein Highlight des SXSW 2016 und haben mit Mykki Blanco ein Lied aufgenommen. Jetzt haben sie ein Album vollendet, dass sie für Pop-Kultur erstmals auf die Bühne bringen.

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Sarah Miles

Sarah Miles / 02:40 – 05:00 / SchwuZ Bunker

Viel war in letzter Zeit von der Renaissance des Radios zu lesen. Nicht des Formatradios mit seinen Computerplaylisten, nein, nein, sondern jener DIY kuratierter Kleinstsender, die sich engagiert und mittlerweile bevorzugt über das Internet dem FM-Einheitsbrei entgegenstellen. Zugleich machen sie das Radio für eine Generation attraktiv, die die Trendforschung schon an Mp3-Blogs und Streamingdienste verloren geglaubt hatte. Das Berlin Community Radio gehört hier zu den neuen Leuchttürmen dieser, unserer Stadt. Sarah Miles und ihre Mitgründerin Anastazja Moser haben mit BCR tatsächlich einer namensgebenden Community aus Hiergeborenen und Zugezogenen aus aller Welt ein Zuhause für Diskurs, Trendforschung und die fortschrittlichste der fortschrittlichen Musik gegeben. Über 100 Shows gibt es mittlerweile auf dem Sender. Ganz so viele Tracks wird Miles bei ihrem Set aller Voraussicht nach jedoch nicht auflegen.

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EXPLODED VIEW (UK / MX) / MALCOLM MIDDLETON (UK) / ALGIERS (US)

Exploded View

Exploded View / 19:00 – 19:40

Die Britin Annika Henderson alias Anika bereitete uns im letzten Jahr gemeinsam mit T.Raumschmiere einen unvergesslichen Abend. Auch bei der zweiten Auflage des Festivals ist sie folgerichtig wieder mit von der Partie, dieses Mal unter dem Namen Exploded View. Diese Band besteht aus Henderson sowie Martin Thulin, Hugo Quezada und Amon Melgarejo. Letztere leben alle in Mexiko, wo Henderson vor zwei Jahren gemeinsam mit ihnen auf Tour war. Im Anschluss nahm man live (!) ein Album an komplett improvisierten (!!) First-Takes (!!!) auf, die 2016 als Debütalbum zu ihrer europaweiten Live-Premiere kommen. Es handelt sich um nicht weniger als Hendersons bislang beste Arbeit.

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Malcolm Middleton

Malcolm Middleton / 20:00 – 20:40

Malcolm Middleton mittendrin in Germany, zum ersten Mal. Das Gründungsmitglied der famosen schottischen Band Arab Strap begann seine Solokarriere noch bevor sich das Mutterschiff vor zehn Jahren auflöste. Ein eigenes Studioalbum (welches sein sechstes wäre) hat er allerdings seit satten sieben Jahren nicht mehr vorgelegt, bis jetzt. »Summer of ‘13«, das in seiner Deutschlandpremiere und Middletons erstem Auftritt außerhalb Großbritanniens zu hören sein wird, strotzt nur so vor einem neugewonnenen Optimismus und zeigt Middleton experimentierfreudig wie nie zuvor. Sogar an R’n’B traut er sich jetzt heran. Man höre und staune.

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Algiers

Algiers / 21:00 – 22:00

Algiers waren die Jahresbestenlistenüberraschung des Vorjahres. Kannte Anfang 2015 noch kaum jemand das Trio aus Atlanta, brannte sich das nach der Band betitelte Debütalbum mit einem Paukenschlag in die internationalen Kritikerherzen ein. Algiers führen dabei ein Projekt einer nonkonformen, sozialkritischen Pop-Kultur fort, das Bands wie die frühen Bad Brains und Fugazi ebenso vor ihnen begonnen haben wie etwa der französische Filmemacher Jean-Luc Godard. Nur dass bei den Mannen rund um den charismatischen Sänger Franklin James Fisher eben noch Soul und Gospel auf Punk und ferne Hardcore-Reminiszenzen treffen. Diese Musik streicht die Hölle schwarz und den Himmel rot, Martin Luther King hätte trotzdem seine pure Freude an ihr. Mittlerweile um Ex-Bloc-Party-Schlagzeuger Matt Tong verstärkt, bieten Algiers bei Pop-Kultur erstmals neues Material dar.

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SHOW ME THE BODY (US) / SKINNY GIRL DIET (UK) / KARIES (DE)

Foto: Samuel Eugene

Show Me The Body / 22:00 – 22:40

»New York stirbt. Ich kann nicht wirklich Liebeslieder schreiben, während sich die Stadt dermaßen und auf derart traurigen Wegen verändert.« Sagt Julian Cashwan Pratt, Sänger, Texter und Banjospieler des Trios Show Me The Body. Früher hätten junge Leute wie sie einfach straighten Hardcore gespielt. Heute muss man die Leute schon mit etwas mehr kitzeln. Also bringen Show Me The Body einen wilden Mix aus eben Hardcore mit HipHop und etwas Blues zum allerersten Mal in Deutschland auf eine Bühne. Ihre Songs wirken dabei wie wild zusammengewürfelt: Eben noch schippern sie sachte vor sich hin, plötzlich explodiert alles und die Verstärker haben ihre liebe Mühe, die Wucht und Wut der Band auszuhalten. Show Me The Body scheinen ihr New York wahrhaft zu lieben.

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Skinny Girl Diet

Skinny Girl Diet / 23:00 – 23:40

Viv Albertine und Iggy Pop gehören zu ihren Fans. Für das Magazin »Dazed & Confused« sind sie »London’s most badass girl gang.« Skinny Girl Diet aus dem Norden der britischen Hauptstadt haben eine Energie, eine Haltung (Nein, hinter dem Bandnamen verbergen sich keine ernstgemeinten Beauty-Tipps) und eine Unbekümmertheit, mit der sie seit jeher jeden leichtfertig für sich gewinnen können. Die Schwestern Ursula und Deliah Holliday sowie ihre Cousine Amelia Cutler haben noch im Teenageralter erste EPs veröffentlicht und sind dem ungeschliffenen rotzigen Sound der Anfangstage bis heute treugeblieben. Nun werden sie immer erwähnt, wenn es um die Renaissance einer an Riot Grrrl angelehnten feministischen Rockmusik geht. Oder, wie es Skinny Girl Diet selbst sagen: »Reclaim your life!«. Im Rahmen von Pop-Kultur spielen sie zum ersten Mal in Deutschland.

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Karies

Karies / 00:00 – 01:00

Es hat sich ja längst rumgesprochen, dass die Welt ohne den kulturellen Ballungsraum Stuttgart-Esslingen um einiges ärmer wäre. Also nicht wegen Grün-Schwarz, Daimler oder diesem Fußballclub, sondern wegen der dortigen Musikszene. Karies sind neben Die Nerven und Human Abfall eine der Speerspitzen des schwäbischen Aufwallens. Das Quartett mit dem schmerzinduzierenden Namen lieh sich seinen ersten Albumtitel – »Seid Umschlungen, Millionen« – bei Schiller, und es ist gar nicht so abstrus zu sagen, dass Karies bis heute noch krachigen Räuber-Postpunk machen. Diese vier haben ihre Sturm-und-Drang-Phase längst noch nicht hinter sich gelassen und bringen nun neues Material zum ersten Mal nach Berlin. Zu unser aller Glück.

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ALICE COHEN (US) / IMMERSION (UK/IL) / LIARS (US) / HEIMER (DE) / FISHBACH (FR) / FATIMA AL QADIRI | DJ (KW) / TELLAVISION (DE) / SASSYBLACK | DJ (US) / JULIANA HUXTABLE | DJ (US) / ROOSEVELT | DJ (DE)

Alice Cohen

Alice Cohen / 22:00 – 22:40 / SchwuZ Kathedrale

Alice Cohen hat einen langen Atem bewiesen. Weder ihrer Synth-Pop-Band The Vels (trotz Major-Deal) noch ihrer Grunge-Formation Die Monster Die (trotz Veröffentlichungen auf dem bekannten Roadrunner-Records-Label) gelang Ende der 80er bzw. Mitte der 90er der Durchbruch. Die Musikerin zog sich anschließend nach New York zurück und schrieb weiter an Stücken, deren Bandbreite von Funk und Disco und zu Gothfolk und Rock reicht. Ein ziemliches Spektrum also, das sich in den letzten Jahren in satten fünf Alben manifestierte – teilweise selbst veröffentlicht, teilweise bei Auskenneradressen wie Olde English Spelling Bee. Auf ihrem jüngsten Langspieler, »Into the Grey Salons«, hat sich die nimmermüde Cohen der Aura eines alten Kaufhauses angenommen, in dem sie einst aufwuchs. Ein im wahrsten Sinne des Wortes stimmungsvolles Werk, das Alice Cohen – erstmals in Europa mit ihrer neuen Band – live vorstellen wird.

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Sassy Black

SassyBlack / 22:20 – 01:00 / SchwuZ Bunker

Nachdem uns Catherine »Cat« Harris-White von THEESatisfaction bereits am Vortag einen Liveeindruck ihres Psychdelic-Soul/Hologram-Funk-Soloprojekts SassyBlack verpasst, geht es nun nochmals ans DJ Pult. Das hat bei Pop-Kultur Tradition: Als Festival bitten wir Künstlerinnen darum, sich in den verschiedensten Facetten zu zeigen und auf unterschiedlichste Weise mit Ihnen, verehrtes Publikum, zu interagieren. Für dieses DJ-Set sollten Sie auf jeden Fall Kleidung mit garantierter Bewegungsfreiheit anziehen! Denn: SassyBlack goes deep. Leftfield HipHop, Rap, Funk und elekrifizierter Soul treffen lässigst aufeinander. Hier kommt der aktuelle Sound der Westküste. Prädikat: schwingungsvoll!

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Heimer

Heimer / 22:20 – 23:00 / SchwuZ Salon

Der junge Produzent Heimer ist in Ostberlin heimisch und hat eine Wurst zum Logo. Merken Sie sich also diesen Namen! Falls Ihnen diese ersten zwei Gründe dafür nicht reichen, hier noch ein paar weitere: Heimer führt unter seinen Interessengebieten nicht weniger als die folgenden Genres an: HipHop, Electronica, Pop, Grime, Dubstep, Acid-Jazz und … Soul. Eine ganz schöne Mischung, was? Gut, dass Heimer da immer einen kühlen Kopf bewahrt. Außerdem hat er bereits mit Will Samson (seit einiger Zeit auch bei der Band Fenster) unter dem Namen Animal Hands zusammengearbeitet und spielte bei I Might Be Wrong. Ein Track der beiden hat es sogar auf die »DJ-Kicks« von Will Saul geschafft. Sein Solo-Debütalbum heißt mit 50% Understatement »Teilzeit Swag« und erlebt bei Pop-Kultur seine Livepremiere. Wir sehen eine Vollzeit-Karriere voraus.

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Immersion

Immersion / 23.00 – 23.40 / SchwuZ Kathedrale

Im­mer­si­on bedeutet: eindringen, eintauchen. Für das Musikerpaar Colin Newman und Malka Spigel bezeichnet Immersion das Abdriften in ihr gemeinsames Ambient-Drone-Projekt. Newman (bei Wire Kopf einer der radikalsten Konzeptbands, die Punk zu Postpunk machten) und Spigel (bekannt als grenzauslotende Solomusikerin und Teil der Gruppen Githead und Minimal Compact) hatten bereits in den 90ern eine Reihe von damals eher noch an Minimal-Techno-angelehnten Ambient-Alben herausgebracht. Nach längerer Pause, genau genommen nach neun Jahren,  meldete man sich nun mit der neuen Platte »Analogue Creatures« zurück, ein traumwandlerischer Coup. Bei ihrem allerersten Deutschlandauftritt überhaupt werden Spigel und Newman zudem von Special Guest Ronald Lippok (Ex-To-Rococo-Rot sowie Ornament und Verbrechen) unterstützt.

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Fishbach

Foto: Mélanie Bordas

Fishbach / 23:20 – 00:20 / SchwuZ Salon

»Mortel« (tödlich), »Béton mouillé« (nasser Beton), »Night Bird (Petit monstre)« – die Liedtitel von Flora Fishbach klingen wie Versatzstücke aus einem packenden Krimi. Die halbe Musikpresse ihres Heimatlandes Frankreich hat die Musikerin mit dem außergewöhnlichen Nachnamen auf diese Art auch bereits an sich gefesselt. Und das mit nur einer EP, die nun mitsamt noch unveröffentlichter Stücke ihre Berlin-Livepremiere bekommt. Fishbach macht Gefahren-Pop. Musik, die knistert, die einen lauernd umschleicht. Und hier singt und spielt die Kommissarin noch selbst. Aber Vorsicht, wir haben es mit einer entschlossenen Quereinsteigerin zu tun, die als Jugendliche die Schule abbrach, um ihre Träume zu verwirklichen. Was Fishbach nur mit den Produktionskosten für einen durchschnittlichen Schweiger-»Tatort« anzufangen wüsste?

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Liars

Liars / 00:00 – 01:00 / SchwuZ Kathedrale

Sieben Alben hat die Schüttel’n’Rüttel-Band Liars bereits veröffentlicht. Wie sie auf ihrem jeweils nächsten Album klingen werden, konnte aber niemand vorhersehen, denn das Trio hat sich seit jeher jeglicher Konventionen verwehrt. Mal verschroben-explosives Dancepunkmonster, mal introvertierte Electronicaschwelgerei, dann wieder berstender, boshafter Krach. »Wir sind eine schizophrene Band«, gibt Frontmann Angus Andrew freimütig zu. Man fällt immer von einem Extrem ins nächste. Das schließt auch ein, dass es die Gruppe immer wieder um die ganze Welt treibt. Berlin war nur in all den Jahren nur eine von vielen Stationen der Liars. Album Nummer acht markiert jetzt den allerersten Soundtrack, den Liars jemals aufgenommen haben. Ein Novum. Während der Film »1/1« Tags zuvor, am Pop-Kultur-Mittwoch, uraufführt wird, erlebt am Donnerstag die dazugehörige Klangkulisse ihre absolute Livepremiere.

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Fatima Al Qadiri

Fatima Al Qadiri / 00:40 – 01:40 / SchwuZ Salon

Was erlauben wir uns für eine Gesellschaft, in der wir nicht frei auf die Straße gehen können, um unsere Meinung auszudrücken? So lautet die beobachtende Grundfrage hinter Fatima Al Qadiris neuem Album, »Brute«. Die Produzentin und bildende Künstlerin, die seit Kurzem in Berlin lebt, blickt dabei ebenso nach Europa wie in ihre jahrelange Wahlheimat, die USA, und den arabischen Raum, in dem sie aufgewachsen ist. »Brute« ist das scharfkantige, bass-schwere Musikäquivalent zu einer mehr und mehr militarisierten Polizei, zu gewaltsamen Kriminalisierungsversuchen friedlicher Protestierender und zu Demonstrationsverboten und Hologramdemos. Zuvor hatte Al Qadiri u.a. als Teil der Gruppe Future Brown ein weltweit gefeiertes Album aufgenommen. In ihrem DJ-Set wird sie die globale Bassmusik der anbrechenden Zukunft und entschwindenden Gegenwart präsentieren.

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Tellavision

Foto: Jenny Schäfer

Tellavision / 02:00 – 03:00 / SchwuZ Salon

Wichtiger, als alles, was Fremde und Außenstehende über Musik zu sagen haben, ist ja immer, was die Urheberinnen selbst darüber denken. Fee Ronja Kuerten nennt zum Beispiel das, was sie unter dem Namen Tellavision der Welt hinüberreicht, „Hardware Post-Pop”. Ganz schön meta, ganz schön klug und im Ergebnis auch ganz schön toll. Und sie weiß auch: Mit dem Dritten sieht man besser! Zumindest heißt ihr jüngstes Album »The Third Eye«. Darauf beweist Kuerten, dass Pop auch dann toll klingen kann, wenn er sich nicht immer für den einfachsten Weg entscheidet. Eine typische Tellavision-Hook schält sich erst langsam aus einem typischen Tellavision-Lied heraus – und ist dafür ein umso größeres Geschenk. Dass an der Uni Jutta Koether und Felix Kubin ihre Lehrenden waren, hat ihr auf keinen Fall geschadet.

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Juliana Huxtable / 01:00 – 04:00 / SchwuZ Bunker

Wenn wir uns irgendwann fragen werden, wo eigentlich die Pop-Musik gerettet wurde, dann müssen wir in die Geschichtsbücher der queeren Musikszene New Yorks schauen. Denn hier wurde in den letzten Jahren Chart-Pop mit karibischen Rhythmen und dystopischen Beats verbunden, wurden Geschmacksgrenzen pulverisiert und der Kommerz vom Underground angeeignet – nicht andersherum. Und Kunstinstitutionen wie das Guggenheim oder MoMA reißen sich um die neuen Köpfe. Juliana Huxtable ist als Mitgründerin der Reihe »Shock Value« daran nicht ganz unschuldig. Gleichzeitig auch noch Dichterin, Künstlerin, Model und vieles mehr, bringt sie Sie mit einem exklusiven DJ-Set zum Schwitzen.

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Roosevelt (DJ-Set) / 01.00 – 04.00 / SchwuZ Kathedrale

Pop-Kultur feiert mit Marius Lauber und Marius Lauber feiert mit uns. Nachdem das musikalische Megatalent am Vortag sein Debütalbum »Roosevelt« (veröffentlicht von der Berliner Label-Institution City Slang) live vorgestellt hat, legt er nun nach, im wahrsten Sinne der Worte. Lauber, der sich eben auch Roosevelt nennt, bestreitet am Tage seines Geburtstages ein exklusives DJ-Set. In der Roosevelt-Disco riecht es gut und alle Menschen erscheinen so schön, wie sie eben schön sind. Die Beats zerfließen wie zarter Schmelz an ihren Körpern, der Schweiß schmeckt nach Zuckerwatte und Flamingos … Moment, Sie glauben uns das nicht? Ja, dann kommen und erleben Sie es doch selbst! Da führt jetzt kein Weg dran vorbei. Und bringen Sie Kuchen mit! Falls Sie einen entbehren können.

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MIKO (D/F) / STARA RZEKA (PL) / ROYAL COMFORT (DE)

Miko

Miko / 19.00 – 19.40

Miko ist die Band der Künstlerin Sonja Cvitkovic und der Grafikdesignerin Marine Drouan, die natürlich auch beide Musikerinnen sind. Das Visuelle und Ideelle fließt allerdings hörbar in ihre Lieder ein. Miko bauen Musikräume aus sich nach und nach verschiebenden Klavierloops und elektronischen Simulationen wie Manipulationen. Wer jetzt an Ambient denkt, der liegt meilenweit daneben. Vielmehr handelt es sich um akustische Stimulationen, die die Sinne schärfen. Die EP »Gelée« zerging nicht nur auf Zunge und Ohr gleichermaßen, sondern erschien auch als bedruckte USB-Card. Bei Miko wird eben an alles gedacht. Für Pop-Kultur haben sie ein neues Set erarbeitet, das sie zur Uraufführung bringen werden.

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STARA RZEKA

Stara Rzeka / 20.00 – 20.40

Was passiert, wenn eine Metal- und Hardcore-Eminenz sich von Krautrock inspirieren lässt? Jakub Ziołek, der in Polen vor allem durch die Bands Alameda 3, Innercity Ensemble und Ed Wood bekannt geworden ist, wandelt als Stara Rzeka seit einigen Jahren nun auch auf Solopfaden. Dafür lässt er Drone-Metal, Folk und die psychedelische Musik des Deutschlands der 70er miteinander verwachsen. Es sind meditative, verwunschene Sounds, die von dem Widerstreit von Natur und Technik erzählen, und die Zuhörer kunstvoll ins tiefste Gehölz locken. Ziołeks zweites Album, »Zamknęły się oczy ziemi«, wurde im letzten Jahr vom angesehenen Magazin »The Quietus« zum zweitbesten des ganzen Jahrgangs gewählt.

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Royal Comfort

Royal Comfort / 21.00 – 22.00

Eine Countryband aus Berlin? In dieser Stadt geht einfach alles. Vor satten neun Jahren, als der Musiker und DJ Jimmy Trash gerade an die Spree gezogen war, da traf er auf den damals noch sehr jungen Oska Wald. Wald war damals gerade dabei der charismatisch-geniale Gitarrendandy zu werden, den er heute bei seiner Hauptband Chuckamuck gibt. Unter dem Namen Royal Comfort erspielte sich das Duo damals sein Geld auf den Straßen der Hauptstadt. Dann kamen Wald und Trash bzw. kam der Band die Karrieren ihrer beiden Protagonisten in den Weg. Jetzt wagt man sich gemeinsam mit Schlagzeuger Big Daddy Muggleston wieder ans Blechtonnenlagerfeuer und die Späti-Ecke – und erstmals überhaupt auf ein richtiges Musikfestival.


IMARHAN (DZ) / ESKA (UK) / A-WA (IL)

Imarhan

Imarhan / 19.00 – 19.40

Die Szene des Tuareg Rock hat in letzter Zeit mehr und mehr Bands aus der Sahelzone auf die internationalen Festivals gespült. Allen voran natürlich die schon seit Jahren erfolgreichen und Grammy-ausgezeichneten Gründerväter von Tinariwen, aber auch Acts wie Tamikrest oder Bombino. Imarhan aus der algerischen Stadt Tamanrasset stehen für das neueste Update dieser Musik: Sie öffnen den Assouf, den Blues der Tuareg, behutsam Pop- und westafrikanischen Rhythmen. So sind die Mannen rund um Iyad Moussa Ben Abderrahmane auch beim Berliner Label City Slang gelandet. Ihr betörendes, ebenfalls »Irmahan« betiteltes Debütalbum wird während Pop-Kultur zum ersten Mal im großen Rahmen live in Berlin zu hören sein.

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ESKA
Photo: Jaroslav Moravec

ESKA / 20.00 – 20.40

Wen einmal die Stimme von Eska Mtungwazi erreicht, der wird sie so schnell nicht vergessen. Sie ist kraftvoll, wandelbar, voller Charakter, beherrscht die leisen Töne ebenso wie die lauten. Mtungwazi stammt aus London, besitzt eine klassische Musikausbildung und hat bereits mit Bobby McFerrin(!), Tony Allen(!!) und Grace Jones(!!!) zusammengearbeitet – neben vielen anderen Sessions. Dabei machte sie weder vor Jazz noch vor Folk, Pop oder Soul halt. Diesen Facettenreichtum hat sich die singende Mutter auch für ihre eigene Musik bewahrt. Ihr Debütalbum, »ESKA«, ist ein persönliches Lehrstück in Sachen Musik geworden, historisch kenntnisreich und doch komplett auf der Höhe seiner Zeit. Doch all das tritt in den Hintergrund wenn Mtungwazi – zum ersten Mal überhaupt in Deutschland – zu singen beginnt.

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A-Wa

A-Wa / 21.00 – 22.00

Hier kommen Ofra Hazas Erben. Wie schon die große israelische Sängerin stammen auch Tair, Liron und Tagel Haim von jemenitischen Juden ab, welche einst nach der Unabhängigkeit Israels den Yemen verlassen mussten. Ihre Oma machte die drei Schwestern dabei mit einer Vielzahl von traditioneller Liebes- und Hausarbeitsliedern vertraut. Jemenitische Frauen – Jüdinnen und Muslima – hatten sich diese über Generationen hinweg weitergegeben. Die Haims führen diesen Kanon nun gemeinsam mit Produzent Tomer Yosef von Balkan Beat Box fort. Mit »Habib Galbi« gelang A-Wa bereits der allererste arabischsprachige Nummer-Eins-Hit in Israel. Und auch außerhalb des Landes erreicht die ansteckende Mischung von Folk und HipHop/Pop-Beats Menschen über alle Grenzen hinweg. A-Wa sind auf bestem Wege, ein globales Pop-Phänomen zu werden, und wagen sich für ihr Debütalbum auch an eigene Texte auf Hebräisch, Arabisch und Englisch.

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Pop-Kultur 2016