Pop-Kultur ist zu Ende! Bis 2017!

Der Norden Berlin-Neuköllns war in der Pop-Kultur Festivalzeit vom 31. August bis 2. September noch wuseliger als sonst, ständig rannte man in alte und neue Freund_Innen: »Du gehst zu Thurston Moore? Ich bin erstmal bei Levin Goes Lightly. Lass uns doch später bei Abra treffen!« Eben noch wogend bei A-WA getanzt (oder Halay bei Selda Bağcan), jetzt schon wieder mittendrin im »Body War« Moshpit von Show Me The Body im tropfend heißen KELLER. Oder doch erstmal zum Imbiss?

Sie und 9500 andere Gäste kamen zum zweiten Pop-Kultur Festival, um sich an sechs Orten und auf acht Bühnen über 80 internationale Künstler_Innen anzusehen. Aber was bleibt? 

Kurt Cobains Feuerzeug jedenfalls nicht. Das zentrale Exponat von Scott Kings in Auszügen ausgestellter Sammlung an Pop-Devotionalien wurde ärgerlicherweise am letzten Festivaltag entwendet. Wir nehmen jederzeit online Hinweise zum Verbleib entgegen! 

Zebra Katz (Portraitiert von Janto Djassi)
Zebra Katz (Porträtiert von Janto Djassi)

Da unser Art Director King seine Kollektion allerdings erweitern möchte, legen wir ihm folgende Dinge als Erinnerungen an Pop-Kultur 2016 ans Herz: den goldenen schimmernden Anzug des Joel Gibb, in dem er solo neues fantastisches The Hidden Cameras-Material zum Besten gab; die labbrige Serviette, auf die Zebra Katz trotz aller Widerstände des Materials fein manierlich seine prominent besetzte Gästeliste notiert hatte; die Warnjacke, mit der Frankie Cosmos erst auf der Autobahn eine Reifenpanne behob, bevor sie in dieser auf die Bühne des schwül überschwappenden Clubs KELLER stieg. Und natürlich die Armschiene, die Selda Bağcan unerfreulicherweise tragen musste, weil sie beim Füttern ihrer über 20 Katzen, so erzählte sie es, einem der Tiere ausweichen musste und dabei stürzte.

»Yaz gazeteci yaz!« Schreibt, ihr Journalistinnen und Journalisten, schreibt! Gleich zweimal stimmte Bağcan ihren legendären Titel am Donnerstagabend an – zunächst zu Beginn, dann als zweite und umjubelte Zugabe ihres Auftritts im Huxleys Neue Welt. Mit diesem Lied, dessen Text die türkische Presse einst dazu aufrütteln sollte, auch über die vernachlässigten Missstände im Osten des Landes zu berichten, stand die große Sängerin mit der unvergleichbaren Stimme stellvertretend für ein Programm meinungsstarker Künstlerinnen und Künstler mit Haltung, für die Pop stets auch gesellschaftliche Bezüge hat.
Selda Bagcan (Foto: Roland Owsnitzki)
Selda Bagcan (Foto: Roland Owsnitzki)

Wir erinnern uns daran, dass bei Pop-Kultur 2016 über Arbeit in all ihren Formen nicht nur gesungen wurde: Man konnte auch die unterschiedlichsten Arbeitsbegriffe von Musik erleben. Hier die leidenschaftlichen Live-Instrumentalisten wie Algiers, wie Skinny Girl Diet und Trümmer, die sich in entfesselter Bandenergie auf Saiten und Felle warfen, Lärmhöhlen mit schönsten Melodiebögen in die Luft gruben. Oder wie Liars überaus konzentriert die Knöpfe und Tasten drückten. Dort die gleichermaßen packenden Auftritte von Fishbach, von U.S. Girls und Abra, die die von ihnen produzierte Musik in Loops oder vom Computer abgespielt darbrachten, um das Publikum im SchwuZ Salon mit ihrer performativen persönlichen Energie in Ekstase zu versetzen. Es waren Auftritte, an die sich viele wohl noch lange erinnern werden. Und dann Matthew Herbert, der sich gleich ganz der Aufführung von Musik verweigerte und sein neuestes Werk stattdessen vorlas. Boing bum tschak.

Stichwort außergewöhnliche Talks und Lesungen: Dort, wo u.a. Graf Fidi und Enno Park über Cyborgs und Behinderungen diskutierten und Juliana Huxtable und Fatima Al Qadiri in einem ebenfalls hochgradig interessanten Talk die lyrische Ex- und Inklusion von Nationalhymnen auseinandernahmen, nämlich auf der Bühne des Passage Kinos, las Hendrik Otremba, bekannt von der Gruppe Messer, weltexklusiv erste Auszüge aus seinem kommenden Debütroman vor. Der packende Detektivthriller wurde dabei live mit Effekten vom Musikerkollege Raune untermalt. Rat-ta-ta-tat macht das Motorrad.

Skinny Girl Diet (Foto: Janto Djassi)
Skinny Girl Diet (Foto: Janto Djassi)

Neben anderen Pop-Kultur Acts – u.a. SassyBlack und Colin Newman – sowie weiteren Expert_Innen wie Stephanie von Beauvais, Tina Adams und Björn Beneditz gaben Otremba und Herbert auch einen der 42 Workshops für die 250 Teilnehmer_Innen des Pop-Kultur Nachwuchs. Tatkräftig vom Goethe-Institut unterstützt, hatten sich nahezu 500 junge Menschen aus 24 Ländern beworben: Uruguay, Kolumbien, Indien, Kongo, Südafrika, Argentinien, Malaysia, Philippinen, Tansania, Venezuela, Hong Kong, USA, Großbritannien, Niederlande, Kanada, Dänemark, Schweiz, Australien, Italien, Frankreich, Russland, Polen, Ägypten und Deutschland. 250 ausgewählte Talente konnten sich nun an zwei Tagen weiterbilden, neue Inspirationen sammeln und Kontakte knüpfen.

Pop-Kultur Nachwuchs (Foto: Janto Djassi)
Pop-Kultur Nachwuchs (Foto: Janto Djassi)

Letzteres machten auch die zahlreichen Vertreter_Innen der Szene, Musikwirtschaft und Kulturpolitik, die sich während Pop-Kultur 2016 beispielsweise mit James Minor, General Manager des vielleicht weltweit wichtigsten Festivals, des SXSW in Austin, Texas trafen. Und nicht wenige Agent_Innen suchten den Kontakt zum Team des KELLER, in dem man sich demnächst wohl öfters sehen wird.

»Kein anderes Festival in Berlin bietet eine vergleichbare stilistische Bandbreite. Die programmatische Diversität ist einmalig und nicht zuletzt bin ich auch sehr stolz auf den hohen Anteil an tollen Künstlerinnen, die mit ihren Auftritten viele Highlights von Pop-Kultur ausmachten. Auf welchem anderen Festival gibt es solch eine Balance im Booking und werden Fragen wie die des Pop-Kultur Talk Programms aufgeworfen?«

(Katja Lucker, Festival-Leiterin von Pop-Kultur und Chefin vom Musicboard Berlin)

Vieles war also in diesen drei Tagen und Nächten geschehen. Das Schlusswort haben wir uns Otrembas kommenden Debütroman entliehen, gehört in oben erwähnter Lesung: »Was war nur los mit dieser Welt? Sie drehte sich um die Sonne.« In diesem Sinne: Danke, dass Sie dabei waren! Danke, an alle Künstler_Innen und Dozent_Innen, alle Mitwirkenden, die Teams des SchwuZ und Vollgutlagers, Huxleys, Heimathafen, Passage Kino, KELLER, Prachtwerk, von Young Arts Neukölln, dem KinderKünsteZentrum und der Hofperle!

Haben Sie noch viele helle Tage bis zum nächsten Pop-Kultur Festival!
Denn 2017 geht es weiter. Wir freuen uns schon jetzt drauf!

Pop-Kultur

 


Macht Pop-Kultur bunter!

Wir bei Pop-Kultur fördern ja bekanntermaßen Kreativität und junge Talente. Und damit meinen wir Talente in allen Bereichen. Ja, dazu zählt auch Ausmalen! Unser kommendes Pop-Kultur Programmheft (HIER bitte runterladen) wird nämlich neben tollen Texten und Informationen auch ein paar Illustrationen von Cajsa Holgersson zum Gestalten beinhalten. Warum? Weil’s toll ist und wir kindlichen Kreativtrieb fördern wollen. Und etwas Farbe kann der Welt gerade nicht schaden, oder?

Ihr könnt euch die Illustrationen direkt hier runterladen, ausdrucken, photoshoppen und was ihr noch alles wollt daraus machen. Überrascht uns. Überrascht euch. Und die Künstler, denn denen werden wir das definitiv weiterreichen.

Und im Anschluss?

Postet sie auf unsere Facebook-Wall, tweetet uns an, schreibt uns eine E-Mail oder postet das ganze über Instagram mit dem hashtag #popkulturberlin. Belohnt werdet ihr mit Freikarten fürs Pop-Kultur Festival 2016. Und nicht irgendwelche, sondern streng limitierte Wristbands, die euch Zugang zu allen Events ermögliche.

Vielleicht einfach mal A-Wa farbtauglich gestalten?

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Algiers Drummer Matt Tong fehlt noch. Vielleicht wollt ihr ihn ergänzen?PK_Illus2-AlgiersFatima braucht Farbe! PK_Illus3-FatimaALQadiri

Neonlicht? Könnt ihr auch für den Messer Sänger benutzen, wenn ihr wollt.

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Make SassyBlack fabulous again!PK_Illus5-SassyblackLasst Selda in der Farbgewalt erstrahlen, die ihr gebührt!PK_Illus6-SeldaBagcan

More colour for Mr. Moore, bitte!PK_Illus7-ThursonMoore

Den Download aller Illustrationen gibt es genau hier. Pop-Kultur freut sich!


Von NYC nach Berlin: Algiers präsentieren exklusive Pop-Kultur Playlist

Algiers

Eigentlich haben wir bei Pop-Kultur kein offizielles Maskottchen, aber eine Band wie Algiers kommt der Grundidee unseres Festivals so nahe, wie sonst wenige. Die omnipräsenten Experimentalrocker präsentieren nicht nur neues Material exklusiv bei uns im Heimathafen Neukölln, sondern Bassist Ryan Mahan widmet sich in einem Talk auch noch Themen abseits der Bühne. Und sogar einen Workshop für unsere Nachwuchs-Talente wird es von Seiten der Band geben. Das Ungewöhnliche verkommt zur Regel. Und genau das war bei Algiers schon immer der Fall. In Vorbereitung auf ihren Berlin-Besuch haben wir Schlagzeuger Matthew Tong einmal gebeten, seine ganz persönliche Playlist vorzubereiten. Es geht um New York, Gentrifizierung und damit auch wieder Berlin. Doch lesen und hören sie selbst.

„Ich habe darüber nachgedacht, wie es wohl wäre in New York City zu leben, weil ich das meist tue wann immer ich von einer Tour zurückkomme. Es gibt diesen unglaublich präzisen Hal Ashby Film aus dem Jahr 1970, „Der Hausbesitzer“, welcher vermutlich der erste Film war, der sich explizit mit dem Thema Gentrifizierung auseinandergesetzt hat. Er ist lustig, traurig und extrem treffsicher. Daher habe ich eine Playlist rund um das „Love Theme“ von Al Kooper aus diesem Film gebaut. Gentrifizierung ist eine von nur unzähligen apokalyptischen Tentaklen, welche die Welt aktuell im Griff haben. Daher gibt es ein paart härtere Songs in der Liste, aber ich habe versucht, diese mit Françoise Hardy und Roxy Music auszubalancieren.“

Im Rahmen von Pop-Kultur treten Algiers live am 2.9. im Heimathafen Neukölln auf und präsentieren dabei erstmals neues Material. Bereits einen Tag vorher spricht Bassist Ryan Mahan zusammen mit Journalist Josh Hall über Horror und Noise als Fortsetzung kolonialistischen Schweigens im Passage Kino. Tickets für beide Veranstaltungen gibt es im Pop-Kultur Berlin Ticket-Shop.





Interview mit A-Wa: »Unsere Eltern ahnten nie, wie groß unsere Träume waren«

Foto: Hassan Hajjaj

Die Schwestern Tair, Liron und Tagel Haim haben als A-Wa den ersten arabischen Nummer-eins-Hit in Israel gelandet und kommen nun mit neuem Material zu Pop-Kultur. Ein Gespräch über eine ungewöhnliche Tradition des Remixes. Von Thomas Vorreyer

»Musik war wie ein Spiel für uns. Durch sie konnten wir die Welt, die um uns herum nicht existierte, selbst erschaffen.« Liron Haim erinnert sich an ihre Kindheit in Shaharut. Eine einzige Straße führt in das kleine Dorf hoch über der Arava-Senke. Haims Eltern, naturliebende Pioniere aus der Großstadt, hatten die Siedlung im kargen Süden Israels Mitte der 80er Jahre mit gegründet. Doch ihre Töchter sollte es schon bald wieder in die Welt ziehen. »Unsere Eltern ahnten nie, wie groß unsere Träume waren«, sagt Tagel Haim, Lirons jüngere Schwester.

Gemeinsam mit der dritten und ältesten Schwester, Tair, bilden sie eine Band. A-Wa heißt die und »Habib Galbi« ihr bislang größter Hit. Vier Millionen Klicks auf YouTube, begeisterte Kommentare aus dem gesamten arabischen Raum, Platz eins in den israelischen Singlecharts—dank einer Mischung aus traditioneller und gegenwärtiger Musik und auch dank des arabischen Textes. Das war vorher noch niemanden gelungen. Doch die Geschichte hinter diesem Hit erzählt ebenso viel von der Segregation der Völker wie der Geschlechter.

Die Tradition wohnt dabei in Großmutters guter Stube. Die Haims stammen von Jemeniten ab. Im Jemen hatte es über Jahrhunderte eine große jüdische Gemeinde gegeben. Schon vor der Unabhängigkeit Israels 1948 kommt es zu Pogromen, im Verlauf des Palästinakrieges verschärft sich die Situation dann so sehr, dass bis 1950 fast 50.000 Juden überwiegend per Flugzeug evakuiert werden. »Unsere Großmutter kam damals mit 13 Jahren nach Israel«, berichtet Liron. »Die Heirat mit unserem Großvater fand unterwegs statt. Hebräisch sprach sie nicht, denn das war im Jemen den Männern vorbehalten.« Oma Haim versucht sich schnellstmöglich zu integrieren und versteckte deshalb jahrelang ihre arabisch-jeminitische Kultur. Mit ihren Enkeln spricht sie Hebräisch. Doch sie singt ihnen auch die Lieder ihrer Kindheit vor. Erfreulicherweise.

Es gehört zu den Riten der Jemenitinnen, dass sie bei der Hausarbeit singen. Einst, im Jemen, verbrachten sie das Gros des Tages aufgrund strikter religiöser Regeln getrennt von ihren Männern, aber in Gesellschaft mit anderen Frauen. »Die Verbindung der Jüdinnen zu den Araberinnen war größer als zu ihren Partnern«, fasst es Liron zusammen. Während die Frauen sich also um Haushalt und Kinder kümmerten, stimmten sie arabische Lieder an und entflohen dabei dem Alltag, so Liron: »Der Gesang war die einzige Möglichkeit der Frauen, ihre Gefühle offen auszudrücken.« In »Habib Galbi« heißt es etwa: »Liebe meines Herzen, meiner Augen/ Ein Rätsel ist mir, wer dich gegen mich aufgebracht hat.« Aber der Gesang sei oftmals auch Spiegelbild ihrer Hoffnungen gewesen. Im erfolgreichen Musikvideo zur Single versuchen A-Wa, diese Träume zu erfüllen.




Das Trio mimt drei Frauen, die in der Wüste die Hausarbeit eines Patriarchen erledigen. Bis sie schließlich in einem Jeep und in leuchtend pinken Galabias, den traditionellen Kleidern der Region, entfliehen. »Den Frauen, die wir in unserem Video spielen, gibt niemand ihre Freiheit. Sie nehmen sie sich einfach«, umschreibt es Liron.

»Pink bildet den größtmöglichen Kontrast zur Wüste und ist die weiblichste Farbe, die wir uns vorstellen konnten: eine Farbe der Freiheit und des Optimismus.«

Und in Pink schaffen sich A-wa eine neue Welt.

Dass es Lieder wie »Habib Galbi« sind, mit denen A-Wa bekannt geworden sind, liegt auch an Tomer Yosef von der Band Balkan Beat Box. Der Produzent ist ebenfalls Jeminit und entdeckt die Schwestern über YouTube, wo sie Gesangsvideos hochgeladen hatten. Auf Englisch, auf Hebräisch und Arabisch. „Tomer meinte: Wisst ihr, ihr klingt toll auf Englisch und Hebräisch, aber da gibt es immer diesen jeminitischen Anklang“, erinnert sich Liron. „Warum geht ihr dem nicht ganz nach?“

A-Wa verbinden das Alte mit dem Neuem

Gesagt, getan. Gemeinsam nimmt man zwölf jemenitisch-arabische Klassiker für ein erstes Album auf. Die dreistimmig vorgetragene Folklore wird unterlegt mit Bandsound und Beat. Letzterer orientiert sich an unter anderem an HipHop und Reggae, jenen Sounds, mit denen die Haims in den 90ern von MTV beschallt wurden. Das passt wohl auch deshalb so gut zusammen, weil das jemenitische Liedgut ein Vorläufer der heutigen Remix-Culture ist – mündlich weitergegeben und wandelbar, wie Tagel berichtet: »Jede Frau kann und konnte Zeilen hinzufügen oder wegnehmen, weshalb es sehr viele unterschiedliche Varianten einzelner Lieder gibt.« Die Haims setzen diese Tradition nun selbstbewusst fort.

In angespannten Zeiten wie diesen, gelingt es A-Wa dabei jüdische Israelis und Araber gleichermaßen anzusprechen. Bei ihrem ersten Konzert in Berlin, im letzten Jahr im Lido, sangen Israelis, Libanesen, Syrer die Zeilen mit, Amerikaner und Deutsche tanzten ausgelassen mit ihnen. Und hier in Deutschland stand eine jemenitische Sängerin bereits schon einmal an der Spitze der Charts. Weltstar Ofra Haza war das, 1988, mit dem Song „Im Nin’alu“, der allerdings auf einem alten hebräischen Gedicht basiert. »Haza hat viele Türen geöffnet«, findet Tagel. »Noch bevor es YouTube gab, hat sie jemenitische Musik bekannt gemacht.« Während auf Hazas Erfolgssingle aber noch das Etikett »World Music« abgedruckt wurde, kann die heutige Generation über solche Klischeebegriffe bestenfalls nur lachen.

Ihr in Israel bereits lange erhältliches Debütalbum ist in Mitteleuropa bislang noch nicht erschienen. Dafür haben A-wa in der Zwischenzeit an neuen, dieses Mal selbst geschriebenen Liedern gearbeitet. Sie bedienen sich gleichermaßen der arabischen, englischen und hebräischen Sprache und werden bei Pop-Kultur erstmals live hierzulande zu hören sein. »Das Alte mit etwas Neuem und Eigenem zu verbinden, das hat in Israel Tradition«, sagt Liron.

Ihre Großmutter wird auch das sicherlich freuen. Seit dem Erfolg ihrer Enkeln spricht sie plötzlich wieder munter Arabisch und erinnert sich an die Zeiten im Jemen. Ihre alte Welt scheint wieder zu ihr zurückgekommen.

A-Wa performen bei Pop-Kultur live am 1.9. im Heimathafen Neukölln. Tickets und weitere Informationen gibt finder ihr hier.





Bitte modulieren Sie: Finales Line-Up und neuer Rabatt

PK - 20percent_Off

Eins, zwei … Oh, hallo! … Moment … Wir sind gleich so weit … 13, 14 … 14! Nur noch 14 Tage bis Pop-Kultur, liebe Leserinnen und Leser!

Es sind nur noch zwei Wochen bis zu der nächsten Ausgabe von Pop-Kultur, die am Mittwoch, dem 31. August beginnt. Gut, am Vorabend veranstalten wir bereits ein nicht ganz so kleines Konzert mit Mogwai im Admiralspalast (wir informierten Sie dazu bereits), aber damit wären wir schon direkt bei einem ganz alltäglichen Problem, welches junge Festivalenthusiastinnen genauso betrifft wie alte Hasen: die Qual der Wahl. Genau, wen soll man sich wo wann angucken, wenn es doch so viele Shows gibt?

Bei Pop-Kultur haben wir deshalb wieder unser bewegungsförderndes Modulsystem am Start. Heißt: Sie können sich Ihr Festivalprogramm individuell selbst zusammenstellen, um so viel wie möglich Unterschiedliches von Pop-Kultur zu erleben, durch den Bezirk Neukölln zu streunern, tanzen, hören – und zahlen dabei auch nur für die Sachen, die Sie wirklich sehen wollen.

Der magisch düstere Altenative Pop von Cat’s Eyes im Heimathafen z.B. oder das sonnige DJ-Set von Metronomy Mastermind Joe Mount im Huxley’s Neue Welt. Und manche von Ihnen mögen es gern schwitziger und moshen zu New Yorks dreckigstem Punk-Export Show Me The Body im Keller oder euphorisieren sich zu ABRA’s heißen R&B-Vibes im SchwuZ. Und das arabischsprachige, iraelische Pop-Trio A-Wa haben wir hier noch gar nicht erwähnt, von der türkischen Legende Selda Bağcan ganz zu schweigen. Sie merken schon, da geht einiges. Aber natürlich, manch einer muss am Mittwochabend vielleicht früher weg als an einem Freitag. Wir haben Verständnis dafür und auch hochwertige Tipps zusammengetragen von Expertinnen und Experten wie DJ Phono, Robert Stadlober oder Sonja Eismann. Deren Programmfahrpläne finden sie unter der Reihe »How to Pop-Kultur«.

Neugierde wird belohnt: Ab drei Tickets gibt es einen Gesamtrabatt von 10%, bei fünf sogar 20% in unserem Ticketshop.

Und da haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, das Festival noch weiter auszubauen: Simi Will bringt ihre legendäre Kiez-Kneipen-Talkshow für eine einmalige Sondersendung ins Prachtwerk mit den Gästen Christian Brandes (»Schlecky Silberstein«) und Eva Löbau (»Tatort«). Die talentierte israelische Newcomerin Noga Erez ergänzt außerdem das SchwuZ Line-Up am ersten Abend. Die angehenden Broadcast-Thronfolger von Virginia Wing sind der formidable Ersatz für die leider verhinderten No Joy, Jenni Zylka spricht mit Jens Balzer über Pop und beyond. Roosevelt spielt nun nicht nur live, sondern entführt mit einem DJ Set auch in seine ganz eigene Disco. Und Phil Collins präsentiert seinen Film »Tomorrow Is Always Too Long« im Passage Kino. Wissen Sie Bescheid!

Neu dabei: Simi Will, Virginia Wing, DJ Lobotomy

Allerhand, allerhand. Pop-Kultur in allen Facetten und für Sie bereits perfekt vormoduliert. Nun sind Sie dran: Modulieren Sie mit, kombinieren Sie und stellen Sie sich so ihren eigenen Fahrplan zusammen und dann sehen wir uns in zwei Wochen.

Pop-Kultur Go – Catch ‚Em All!

 


How to Pop-Kultur mit … Chris Köver

Chris Köver

So langsam rückt Pop-Kultur 2016 ja in spürbare Nähe und jeder von euch sollte sich inzwischen mit unserem Modulplan auseinandergesetzt haben. Chris Köver hat genau das getan und sich einen Kopf gemacht. Die Mitbegründerin des Missy Mazines schreibt inzwischen für WIRED Germany und ist quasi zu gleichen Teilen Nerd und Feministin, d.h. bei WIRED geht es in ihren Artikel genauso um Feminismus, wie bei Missy um Tech-Themen. Na ja, und irgendwie umweht Chris Kövers Plan für den 1. September ebenfalls diesen Bereich, weshalb wir euch an dieser Stelle mit dem neusten „How to Pop-Kultur“ versorgen.

Am Donnerstag geh ich erst mal zum Talk von Fatima Al Qadiri. Habe schon ihre Global .Wav Kolumnen im DIS magazine gerne gelesen und wenn eine arabische Künstlerin ein Album über Polizeigewalt in den USA macht, dann will ich hören, was sie dazu zu sagen hat.

Danach freue ich mich schon tierisch auf Skinny Girl Diet. Habe vor einem Jahr in einem britischen Fanzine das erste mal von der Band gelesen und war sofort verknallt. Postpunks feministische Töchter, will mehr davon.

Wenn die Energie noch reicht, geht’s weiter zu Tellavision, Fee Kuertens Soloprojekt. In Hamburg habe ich einmal miterlebt, wie sie bei einem Konzert im Plattenladen Hanseplatte mit irgendwelchen selbstgehackten Geräten das Publikum regiert hat. Das hat mich extrem beeindruckt. Danach bin ich wahrscheinlich glücklich, betrunken und müde und schleppe mich Heim, weil am nächsten Tag wieder irgendwelche Texte geschrieben werden müssen.

Wer sich den Pop-Kultur Plan von Chris Köver selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%. Und ab 5 Tickets gibt es sogar ganze 20% Rabatt.





Lieblingslieder von The KVB: Exklusive Pop-Kultur Playlist

THE KVB

Die Vielschichtigkeit unsere Pop-Kultur Module ist etwas, das uns enorm wichtig ist. Nehmen wir doch einfach mal den 2. September Abends im Huxleys Neue Welt. Der unkaputtbare Thurston Moore kommt vorbei mit seiner Band und präsentiert noisige Gitarrenriffs während uns davor Zola Jesus in ihre synthetischen Klangwelten entfühen wird. Und ganz zu Beginn des Abends spielen The KVB zum dunklen Schwelgen auf.

Nicholas Wood und Kat Day sind definitiv von der produktiveren Sorte. Seit ihrer Gründing im Jahr 2010 haben die beiden im Schnitt ein Album pro Jahr aufgenommen und präsentieren darauf einen magisch düsteren Mix aus Shoegaze, Industrial, Krautrock und Electronica. Das Resultat klingt dann wie ein irgendwie bedrohlicher, aber doch angenehmer Albtraum und wir können es kaum erwarten, diesen live bei Pop-Kultur 2016 zu hören.

Für den Spotify-Account von Pop-Kultur haben THE KVB eine exklusive Playlist kompiliert mit Favoriten aus dem laufenden Jahr, aber auch Songs mit Berlin-Bezug. Eine durchaus düstere Auswahl. Warum sind wir nicht überrascht?

THE KVB spielen live am 2.9. im Huxleys Neue Welt. Tickets für den Auftritt gibt es hier. Wer drei oder mehr Module für Pop-Kultur bucht, bekommt einen 10%igen Rabatt. Einfach »Wahl-Abo« im Shop auswählen und los geht’s.




 


How to Pop-Kultur mit … Robert Stadlober

Robert Stadlober
Foto: Christian Pitschl

Einer Vorstellung bedarf Robert Stadlober eigentlich nicht mehr. Der versierte Schauspieler und Musiker ist seit beinahe zwei Dekaden nicht mehr aus dem deutschen Kreativbetrieb wegzudenken. Ständig auf Achse und mit neuen Projekten bestückt, ist Stadlober stets für das Unerwartete zu haben. Jüngst hat er beispielsweise das Hörbuch zur Biografie von Moby eingesprochen. Kein Wunder, dass die Vielschichtigkeit von Pop-Kultur natürlich auch Robert Stadlober anspricht. Hier ist sein persönlicher Fahrplan für das Festival-Freitag 2016.

Zuerst Jens Balzer. Den les ich sonst immer zum Frühstück in der Zeitung, was mir meist sehr durch den Tag hilft. Hernach Heimathafen. Exploded View und Malcolm Middleton. Erstere kenne ich nicht und will es dringend ändern, letzterer hat mich mit durch manch durchtrunkene Nacht gelotst, warum nicht auch mal nüchtern sehen. Algiers sind mir dann glaub ich zu IN.

Also zurück ins Prachtwerk zu Joel Gibb. Seine Hidden Cameras waren auch mal sehr IN, da hatte ich noch den NME abonniert. Und der hatte damals ausnahmsweise mal recht. Mittlerweile ist der NME so etwas wie früher das 030 Magazin in Berlin, nur für England. Joel Gibb aber macht immer noch sehr gute Platten und vor allem sehr gute Konzerte. Das ist ein Fakt. Dann schnell ins Passage Kino. Vielleicht hat Hendrik Otremba später angefangen. Sonst bekomm ich halt das Ende mit. Den Rest erzählt er mir wenn er mich nach dessen sicher enorm erhellender Lesung, Richard Hell vorstellt, mit dem wir dann gemeinsam noch auf ein beschwipstes Gute Nacht Tänzchen zu Zebra Katz und dem Rest der Kracher Party ins SchwuZ spazieren.

Robert Stadlober bleibt weiterhin rastlos. Ende September ließt er mit KollegInnen die gesamte „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss an 10 Tagen im Hebbel am Ufer, im Rahmen des Festivals zum 100. Geburtstag von Peter Weiss. Außerdem schreibt er momentan an einem neuen Theaterstück, welches Anfang nächsten Jahres durch MitgliederInnen der Oktavistischen Internationale im Ackerstadtpalast in Berlin zur Aufführung kommen wird.

Wer sich den Pop-Kultur Plan von Stadlober selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%.


How to Pop-Kultur mit … Michel Abdollahi

Foto: Tim Bruening

Conférencier, Performance-Künstler, Maler, Journalist, Literat – Michel Abdollahi ist vieles, aber vor allem nicht angepasst. Der Hamburger mit Wurzeln im Teheran trägt duch humoristische und investigative Beiträge nicht nur Einiges zur Verbesserung der hiesigen Interkulturalität bei, sondern ist auch stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Landesfachausschusses für Integration. Für Vielfalt ist bei Pop-Kultur gesorgt, sowohl in Sachen Herkunft, als auch Musikalität. Da bietet sich ein „How To Pop-Kultur“ mit Michel Abdollahi direkt an, oder?

Also eigentlich wollte ich am Mittwoch zu Phil Collins, bis ich gesehen habe, dass es gar nicht der singende Frosch von Genesis ist, sondern der britische Videokünstler. Jetzt erst recht. Danach ruhe ich mich mit The Weather Station (es wird sehr zart werden, hoffe ich) etwas aus und betrinke mich, um gestärkt Kathrin Weßling zu lauschen. Kathrin höre ich so gerne zu. Sie erzählt so wahnsinnig gut. Wir kennen uns schon lang. Ich hoffe sie ist dann auch schon etwas betrunken. Dann schlafen.

Donnerstag Selda Bağcan & Boom Pam, wilde Mischung, muss ich hören. Sie erinnert mich an so viel. Und ich finde es gut, dass sich Anatolien und Israel hier musikalisch treffen. Freitag ist Heimathafen Tag. Diesmal mit Algiers. Gefühlt schon zartester Brit-Pop, aber aus Atlanta. Ich hoffe es regnet, dann passt es noch besser.

Wer sich den Plan von Michel Abdollahi selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%.





How to Pop-Kultur mit … Sonja Eismann

Foto: Alicia Kassebohm

Wenn schon den Genderfragen stellen, dann bitte schön mit Exptertise. Sonja Eismann ist nicht nur Mitherausgeberin des geschätzten Missy Magazines, sondern beschäftigt sich sehr gerne mit der Repräsentation von Gender in der Popkultur, feministischem journalistischem Schreiben und Fashion Studies. Da bietet sich die Vielfältigkeit des Pop-Kultur Line-Ups für 2016 ja förmlich an. Für das neueste „How to Pop-Kultur“ hat sich Sonja Eismann daher Donnerstag, den 1. September vorgenommen. Hier kommen ihre Tipps.

Für mich als Kiezhockerin – im Gegensatz zur Kiezhopperin, oder ist das wieder so was, woran man angeblich uncool unalteingesessene Berlinerinnen erkennt, so wie Kreuzkölln, wo ich wohne und was man angeblich gar nicht sagt? Egal – ist das ja ideal. Ich muss mich am 1. September nur auf das Fahrrad setzen und die Karl-Marx-Straße runterrollen (Achtung Verkehr), und dann ist alles schon da. Anfangen würde ich gerne mit dem Talk von Fatima Al Qadiri im Passage Kino und dabei hoffen, dass sie nicht nur was über ihre Hipster-Fashion-Friends wie Telfar Clemens erzählt und ob Berlin jetzt auch an denen partizipieren kann (der Berlin-Biennale-Merch ließ es ja fast vermuten), sondern auch auf erhellenden Input zu Gulf Modernism.

Im Heimathafen Neukölln bin ich danach, wie wohl alle, extrem gespannt auf A-Wa, die mich mit ihrem tollen Desert-Chic-Video zu „Habib Galbi“ sofort gekriegt haben. Vielleicht bekomme ich davor sogar noch etwas von ESKA, der „singenden Mutter“, mit? Das wäre spitze, und nicht nur, weil ich doch selbst eine „schreibende Mutter“ bin.

Danach auf jeden Fall noch kurz zu SassyBlack, bei der ich gespannt bin, wie deren afrofuturistischer, auch liebevoll als „Granola HipHop“ bezeichnete Sound als Hälfte von TheeSatisfaction sich solo als DJ anhören wird.

Dann schnell in den Keller geschlüpft zu Skinny Girl Diet, denn wie WoC-Riot-Grrrl anno 2016 klingt und performed wird, interessiert mich, wenn auch nicht mehr primär soundtechnisch, so politisch doch auf jeden Fall.

Fishbach im SchwuZ würde ich gerne, zumindest kurz sehen, weil meine Lektüre des französischen Magazins Les Inrocks sie mir schon des öfteren als Hype der Stunde vorgeschlagen hat, und dann natürlich zu Fatima Al Qadiris DJ-Set.

Der Sonja Eismann Pop-Kultur Plan für den 1. September

18.30h – 20h Passage Kino, Talk Fatima Al Qadiri
19h – 22h Heimathafen Neukölln, ESKA und A-Wa
22h – 1h Keller, Skinny Girl Diet
22h – 4h SchwuZ, Fishbach, Fatima Al Qadiri, DJ SassyBlack

Wer sich den Plan von Sonja Eismann selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« für den Donnerstag einen Rabatt von 10%.